Wenn die Soziologie im Gefolge von Parsons und Durkheim so etwas wie prognostische Relevanz in der Vorhersage gesellschaftlicher Entwicklungen erreicht hat, dann durch eine Verfeinerung des sozialwissenschaftlichen Bestecks. Robert K. Merton, Arbeiterkind aus Pennsylvania, verwarf den Gedanken an eine "Totaltheorie" der Gesellschaft, bevorzugte dagegen einen strukturell-funktionalen Ansatz und achtete strikt auf die Rückwirkung der Empirie auf die Struktur. Für seine bahnbrechende Forschungsarbeit zur ökonomischen "Bewertung von Derivat-Instrumenten" wurde der Harvard-Professor 1997 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Vergangenen Sonntag erlag Merton hochbetagt einer Krebserkrankung.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 2. 2003)