Ein Salzburger Galerist, der für seine Kunden - rund 20 österreichische Künstler - nicht mehr erreichbar ist und offenbar auch Kunstschätze an sich gerissen hat, sorgt für Aufregung in der Kunstszene. "Uns fehlen zwei Skulpturen aus Messing im Gesamtwert von 4.000 Euro", sagt die Salzburgerin Elfriede Hufnagl heute, Dienstag, auf Anfrage der APA. Nach Angaben der geschädigten Künstler, darunter der Wiener Maler Josef Schöffmann, dürfte der Gesamtschaden bei knapp 300.000 Euro liegen. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Skulpturen weg

Der Galerist sei Mitte Jänner 2003 vom Besitzer der Räume und Kellergewölbe in der Gstättengasse 27 gekündigt worden, "weil er die Miete nicht mehr bezahlte", berichtet der Salzburger Künstler und Ehemann von Hufnagl, Franz Schleindl. Seither sei der Mann nicht mehr auffindbar. "Am Donnerstag ließ uns der Hausbesitzer in die Galerie. Da sahen wir, dass unsere Skulpturen weg waren", ist Hufnagl empört.

Kein Unbekannter

Die gehörten auch gar nicht ihr, sondern dem Schauspieler Herbert Fux und dessen Ehefrau. Sie haben das Liebespaar aus Messing, ca. 45 Zentimeter hoch, vor Jahren zur Hochzeit geschenkt bekommen. "Ich habe sie mir ausgeborgt und am 15. Jänner dem Galeristen gegeben. Er wollte sie scannen, um daraus ein großes Modell anzufertigen. Es sollte bei Ausstellungen in Los Angeles und Zürich gezeigt werden." Der Leiter der Galerie sei kein Unbekannter in der Szene, er habe im Vorjahr zur Festspielzeit mehrere große, gelungene Ausstellungen abgehalten.

Anzahlung kassiert

Hufnagl und Schleindl hatten mit dem "vermissten" Galeristen eine Osterausstellung vereinbart, die von März bis Mai 2003 dauern sollte. "Jetzt haben wir erfahren, dass er mit einem anderen Künstler zur gleichen Zeit ebenfalls eine Ausstellung geplant hatte." Von jedem Kunden habe er 2.000 Euro für eine Anzahlung kassiert. Der Beschuldigte soll in ähnlicher Weise auch andere Künstler um ihr Geld gebracht haben.

Vorwürfe werden geprüft

Für seine Kunden bleibt der Galerist unerreichbar. "Die Handy-Nummer ist derzeit nicht verfügbar", zitiert Elfriede Hufnagl die Stimme am Tonband. Die Kriminalpolizei hatte mehr Erfolg. "Für uns ist er nicht abgängig. Er ist bereits einvernommen worden", erklärte Salzburgs Kripo-Chef Rudolf Feichtinger. Anzeigen wegen Betrugs und Diebstahls seien eingegangen, "die Vorwürfe werden jetzt geprüft." (APA)