Im mit immer größerer Wahrscheinlichkeit nahenden Krieg gegen den Irak wollen sich die USA diesmal nicht von ihrem Gegner medial austricksen lassen. Von Anfang an soll nicht nur klargestellt sein, wer die größere militärische Übermacht besitzt, sondern auch wer über die größere Feuerkraft in puncto Information und Medienmacht verfügt, berichtet das Wall Street Journal Dienstag. Das Pentagon will sich diesmal nicht mehr wie im Golfkrieg von 1991 oder wie in Afghanistan durch Tricks und falsche Tatsachen in den Medien bloßstellen lassen. Aufgerüstet wird deshalb nicht nur bei den Militärs, sondern auch in den Archiven und Pressestellen.

"Davor-Danach"-Dokumentation

Schon jetzt sei ein Archiv von Satellitenaufnahmen angelegt worden, das eine detaillierte "Davor-Danach"-Dokumentation von Bombenschäden erlauben soll. Dies allerdings nicht nur, um die eigenen Erfolge darzustellen. Hauptsächlich sollen Beweise dafür geliefert werden, dass Saddam in den vergangenen Jahren militärische und zivile Einrichtungen miteinander kombiniert hat. Vorwürfe der Iraker, die USA würden zivile Ziele bombardieren, sollen so ausgeräumt werden. Es wird erwartet, dass Saddam wie schon 1991 versucht, die öffentliche Meinung international gegen die USA zu mobilisieren. Dies soll von Anfang an durch derartige Beweise verhindert werden.

Dazu gehört auch, dass die Invasion des Irak von mehr als 500 europäischen, arabischen und US-Journalisten in den Armeeeinheiten begleitet wird. Dies soll eine Echtzeitberichterstattung ermöglichen und gleichzeitig unabhängige Beweise gegen falsche Behauptungen der Iraker liefern. Kritiker halten dem entgegen, dass es gleichzeitig eine Vereinnahmung der Journalisten sei, die so besser unter Kontrolle der Militärs stehen. Das letzte Mal, als die US-Truppen in diesem Ausmaß mit Journalisten kooperiert haben, war laut "Wall Street Journal" bei der Invasion der Normandie im Zweiten Weltkrieg.

"Gun Videos"

Auch die Politik der US-Armee bezüglich der Freigabe von Videoaufzeichnungen, so genannten "Gun Videos", habe sich deutlich verändert. Derartige Aufzeichnungen sollen rascher an die Medien weitergegeben werden. In der Vergangenheit hatte das Pentagon befürchtet, dadurch zu viel über militärische Strategien preiszugeben. US-Bomberpiloten haben laut "WSJ" zudem den Befehl die Zerstörung von Stromkraftwerken zu vermeiden, um Radio und Fernsehen für die Zivilbevölkerung weiter zu ermöglichen. Von der Luft wie auch vom Kurdengebiet im Norden sowie von Jordanien im Westen soll ein eigenes Programm gesendet werden. Irakische Programme sollen gestört, irakische Sendestationen von US-Truppen übernommen werden. (pte)