"Das sind wir aber von Volkswagen nicht gewöhnt."

- (Manager, zerknirscht) "Wissen wir." - "Das Plastik wirkt aber schon sehr billig." - (zerknirschter) "Stimmt." Der deutsche Konzern wird von eigenen historischen Leistungen eingeholt.

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Jahrelang

hüpften sie der Industrie vor, wie man mit günstigen Materialien im Innenraum eines Autos trotzdem nicht billig wirkt. Hier ein Weichmacher, dort ein paar Noppen und die Kunststofflandschaft wirkte wie Alcantara (na ja, fast).

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Im neuen Touran

wurde nun aber das billigst wirkende Plastik seit Jahren eingebaut. Lediglich in der teuersten Ausstattungsvariante mutet der Kunststoff wieder hochwertiger an. "Wir mussten auf einen Preis kommen", heißt es (inoffiziell). Denn VW will in einen hoch kompetitiven Markt hinein, in dem Opel Zafira und Renault Scénic seit Jahren Benchmarks setzen.

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Die Preisrange

startet bei 21.648 Euro für den 102 PS starken Benziner (ab August), 23.246 Euro für einen 115-PS-Benzindirekteinspritzer (FSI) sowie 23.573 Euro für den 100-PS-TDI.

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Zum Vergleich:

Opel geht es beim Zafira mit 20.980 Euro (Ottomotor Ecotec, 100 PS) und 22.800 Euro (Turbodiesel DTI, 100 PS) an.

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Die VW-Modelle

haben Sechsganggetriebe serienmäßig. VW will Opel die Marktführerschaft bald abluchsen und heuer noch 5000 Stück zwischen Eisenstadt und Bregenz loswerden, das wäre zunächst die Nummer drei im Segment. Bis 2004 soll in allen wichtigen Märkten Europas die Poleposition erreicht werden. Merkbar nicht gespart wurde beim Fahrwerk: Die Fahrt durch das andalusische Kurvenreich zeigte solides Verhalten; ungutes Wanken des 1,65 Meter hohen Wagens auf Golf-V-Basis war nicht festzustellen. Das Kreuz der Älteren erfreut vor allem die komplett neue Vierlenker-Hinterachskonstruktion.

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Mit dem Touran

bringt der Wolfsburger Konzern eine neue Generation von TDI-Motoren, die erste mit Pumpedüse-Einspritzung und Vierventiltechnik (ab 26.251 Euro). Der 2,0 TDI schöpft 136 PS und stattliche 320 Newtonmeter Drehmoment im Bereich von 1750 bis 2500 Umdrehungen in der Minute. Der Touran beschleunigt damit in nicht ganz elf Sekunden von null auf hundert.

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Dabei verkostet er

laut Normmessung sechs Liter Diesel für hundert gefahrene Kilometer. Der im Testwagen zeigte 1,7 Liter mehr an. Außerdem hat es VW geschafft, mit diesem Motor erstmals in dieser Leistungsklasse die Abgasnorm Euro 4 zu erfüllen. Angenehm auch, dass bei Temperaturen weit unter dem Nullpunkt kein Vorglühen mehr Not tut. Mit diesem sensationell gut gehenden Motor zeigt VW wieder, dass sie eben von Dieseltechnik extrem viel verstehen.

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Ein weiteres Novum,

frühestens ab Sommer: Das aus den Sporthobeln Golf R32 und Audi TT V6 bekannte Direktschaltgetriebe DSG kann für die TDI-Varianten geordert werden. Dieses brilliert durch zwei Nasskupplungen, die bei automatisierten Getriebe übliche Zugkraftunterbrechungen beim Schalten - das "Nicken" - eliminieren.

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Zurück zum Innenraum,

der abgesehen vom erwähnten Plastik eh alle Stückerln spielt, die in dieser Klasse akklamiert werden. So kann der Laderaum bis auf 1989 Liter Volumen maximiert werden (wenn die zweite Sitzreihe komplett herausgenommen wird).

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Der Touran

ist an sich ein Fünfsitzer, zwei Zusatzsitze für die dritte Reihe sind Option - sie sind nicht nur für Katzen und Kinder geeignet. Fazit: Die Karten im Boom-Segment werden neu gemischt, das Wolfsburger Imperium will mit dem auf zeitlos designten Touran wirklich mitspielen. Und gewinnen. Naturgemäß sehen das die Anderen etwas anders. Die wichtigsten Mitbewerber im Kurzportrait:

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Markführer

im Kompaktvan-Segment in Österreich: Opel Zafira, 6050 Neulassungen 2002.

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Nummer zwei

ist der "Erfinder der Kompaktvans: Renault mit dem Scénic (5650 Verkäufe).

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Es folgt

als Touran-Konkurrenz der Mazda Premacy, von dem im Vorjahr 2275 Stück abgesetzt wurden.

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Citroen Xsara Picasso -

punket weniger durch kubistisches Design als durch viel Raum: vierter im Segment, 1780 Stück.

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Offensichtlich

eine französische Domäne, denn der Peugeot 307 SW ist mit 1590 Zulassungen Nummer fünf. Kurzum: VW Touran, der Spätgeborene, hat noch einiges aufzuarbeiten. (Leo Szemeliker/red, AUTOMOBIL, 21.2.2003)

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