Vereinheitlichung lautet eines der Zauberworte der Regierung in der Gesundheitspolitik. Derzeit herrscht vor allem bei Selbstbehalten ein unüberschaubarer Dschungel: ASVG-Versicherte haben die schlechtesten Versicherungsleistungen und sind daher auch die unbeliebtesten Patienten beim Arzt, zahlen dafür aber keinen 20-prozentigen Selbstbehalt. Beamte haben ihn (genauso wie Gewerbetreibende). Aber die beamteten Angestellten der Gemeinde Wien - mit ihnen auch gut verdienende Spitalsärzte oder Bedienstete der Bank Austria - sind wiederum vom 20-Prozent-Selbstbehalt befreit. Sie zahlen nicht einmal eine Ambulanzgebühr. Des Weiteren haben Kassen in Bundesländern mit schlechteren Einnahmen (aufgrund einkommensschwacher Einwohner) ein ungünstigeres Leistungsprofil, sprich: Vorarlberger erhalten eine bessere Gesundheitsversorgung als Burgenländer. Gerecht ist das nicht.

Wenn künftig also alle die gleichen Gebühren - beispielsweise rund fünf Euro bei jedem Arztbesuch - zahlen müssen, dann sollten sie auch dieselben Leistungen bekommen. Beamten stehen beispielsweise viel mehr Vertragsärzte als ASVG-Versicherten zur Verfügung. Die Frage ist nur: Auf welchem Niveau pendelt man sich ein?

Schon im letzten Koalitionsabkommen stand, dass für medizinische Leistungen 20 Prozent Selbstbehalt verlangt werden sollen. Das ist für operative Eingriffe, ganz zu schweigen von der Spitzenmedizin, völlig illusorisch. Umgekehrt tragen heimische Patienten schon jetzt für Medikamente oder für die Zahnmedizin weit mehr als ein Fünftel der Kosten. Vereinheitlichung hieße somit auch, dass die Kassen hier mehr zuschießen müssten. Weil die Regierung aber eigentlich Geld im Gesundheitswesen sparen will, wird das schwierig. Somit wird Vereinheitlichung auch heißen: Manche Gruppen werden in Zukunft deutlich mehr für die Gesundheit zahlen müssen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 26.2.2003)