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Der Widerstand gegen den Krieg dominiert auch Mailands Laufstege.

Foto: Reuters

Mailand - Die Stimmung bei den zu Wochenbeginn in Mailand gestarteten Modeschauen war alles andere als zuversichtlich. Kriegsängste beeinflussten nicht nur die bei den Defilees gezeigten neuen Amazonen-und Pagen-Looks, sondern auch das Einkaufsverhalten der in- und ausländischen Kunden. Erstmals seit Jahren haben auch Inlandsaufträge für die Frühjahr-Sommer-Kollektion nachgegeben. Auch der starke Euro setzt der italienischen Modebranche zu.

Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten und Japan sind im Jahresvergleich leicht gesunken. Insgesamt hat sich der Umsatz der italienischen Modebranche 2002 erstmals, nach einem über zehnjährigen Aufschwung, um 3,6 Prozent auf 46 Milliarden Euro verringert. Die Exporte gaben gleichzeitig um 4,3 Prozent auf 27,7 Mrd. Euro nach.

Trendwende nicht in Sicht

Noch ist keine Trendwende in Sicht. "Wer hat heute schon Lust auf Mode, wo nur über Krieg und zukünftige Terroraktionen geredet wird", heißt es beim Modekonzern Benetton. Das Unternehmen aus Treviso musste 2002 erstmals in der Firmengeschichte sinkende Umsatzzahlen schreiben und wird voraussichtlich einen Verlust verzeichnen. Schließlich verschärft sich der Wettbewerbskampf auch auf dem Inlandsmarkt, wo inzwischen Zara und Mango die Vormachtstellung des Pulliherstellers aus Treviso anfechten.

Gucci mit Gewinnwarnung

Auch andere Modegrößen, wie etwa Gucci, gaben jüngst eine Gewinnwarnung aus. In den ersten neun Monaten 2002 ist der Umsatz der Gucci Division um zehn Prozent zurückgefallen, während die von Gucci erworbene und inzwischen voll integrierte Yves-Saint-Laurent-Gruppe um 49 Prozent zulegte. Allerdings wird YSL erst 2005 operativ positiv abschließen.

Prada übt sich in Zweckoptimismus

Umsatz- und Ertragsrückgänge verzeichnete auch das Mailänder Modehaus Prada. Der von Prada-Ehemann und Konzernchef Patrizio Bertelli für 2003 gezeigte Zweckoptimismus findet kein Echo. Die finanzielle Situation des hoch verschuldeten Konzerns ist alles eher als rosig. Prada ist zu schnell gewachsen und hat sich mit der Multimarkenstrategie übernommen, heißt es in Fachkreisen. Leidtragende sind vor allem die akquirierten Unternehmen wie Helmut Lang und Jil Sander, die im Rahmen des Modedebakels ausgehöhlt zu werden drohen. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Printausgabe 27.2.2003)