Die Wiener ÖVP stellt sich gegen die kolportierten Pläne des ORF, sein Zentrum am Küniglberg im Bezirk Hietzing aufzugeben und die Rosenhügelstudios zu verkaufen. Hier solle angesichts der schweren wirtschaftlichen Krise des Medienunternehmens zur kurzfristigen Geldbeschaffung das Familiensilber verscherbelt werden - "sehr rasch - ohne Koordination und Konzeption", konstatierte VP-Kultursprecher Franz Ferdinand Wolf am Freitag in einer Pressekonferenz.

Ein klares Konzept, wie man die einzelnen Standorte des Landestudios Wien, von Ö3 oder dem Küniglberg an einem Standort zusammenführen könne, fehle völlig. Dies könne dann theoretisch auch der neue Medienstandort St. Marx werden, wie wiederholt vermutet, wobei man hier derzeit noch sagen müsse: "Die Kiste fliegt noch nicht."

Aber sollte der ORF den Küniglberg tatsächlich verlassen, müsse ein Masterplan für die Nachnutzung erstellt werden, der derzeit noch nicht einmal in Ansätzen vorhanden sei. Ein Altersheim am Küniglberg sei für ihn jedenfalls nicht denkbar, unterstrich Wolf, der stattdessen einen FH-Campus oder einen Standort für mediale Zulieferbetriebe vorschlägt. Denkbar sei auch die Verschränkung eines verkleinerten ORF mit anderen Medienunternehmen am Standort, um als Mediencluster ein österreichweites Kompetenzzentrum zu werden.

"Herausragende europäische Bedeutung"

In jedem Falle sei die Aufhebung des Denkmalschutzes für den Bau undenkbar. "Das Roland-Rainer-Gebäude ist wirklich von herausragender europäischer Bedeutung", unterstrich VP-Gemeinderat Bernhard Dworak. Auch seien die von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz lancierten Kosten für eine Sanierung falsch: "In Wirklichkeit ist der Sanierungsbedarf deutlich geringer." So sei das Areal für 30 Mio. Euro generalsanierbar.

Leider gebe hier die Flächenwidmung die Möglichkeit zu einer sehr intensiven Verbauung - was auch für das Areal der Rosenhügelstudios gelte. Laut derzeitiger Widmung sei dort eine Verbauung im Ausmaß von 60 Prozent und eine Gebäudehöhe von bis zu zwölf Metern möglich. Die Stadt müsse die Flächenwidmung ändern und einen Masterplan erstellen. Überdies müsse zumindest die Synchronhalle unter Denkmalschutz gestellt werden.

"Keinen Grund zur Aufregung" sieht ORF-Kommunikationschef Pius Strobl. Derzeit gebe es lediglich "Überlegungen für einen Standortwechsel". "Eine Entscheidung ist noch lange nicht gefallen und die Angelegenheit daher auch kein Gegenstand öffentlicher Überlegungen, sondern Sache des ORFs und seiner Gremien." Zudem würde es voraussichtlich "etliche Jahre bis zur Umsetzung dauern - egal welche Entscheidung fällt". "Wenn wir uns für eine Sanierung entscheiden, fangen wir nicht übermorgen damit an, ebenso ist es mit einem Standortwechsel", so Strobl. (APA)