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Der deutsche Biophysiker Fritz-Albert Popp machte in den 70er Jahren die Entdeckung, dass Zellen Licht ausstrahlen. Je heller, desto frischer sei die Nahrung: Mit Hilfe dieser Technik könne man zum Beispiel Bio- von herkömmlichen Produkten unterscheiden. Biophysiker und Alternativmediziner sprechen im Zusammenhang mit diesen Lichtquanten von Biophotonen.

derStandard.at: Was sind Biophotonen?

Fritz Albert Popp: Biophotonen ermöglichen, dass etwa 100 000 chemische Reaktionen pro Zelle und pro Sekunde zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle gesteuert werden. Das ist notwendig, um den Metabolismus perfekt zu kontrollieren. Biophotonen sind es, die diese gigantische informatische Leistung im Organismus vollbringen, da sie die Reaktionspartner elektronisch zu aktivieren haben. Sie erreichen dieses Ziel durch kohärente Koordination der im optischen Bereich angesiedelten elektromagnetischen Felder der Zellen, die wir Biophotonen nennen.

derStandard.at: Wie kann diese Entdeckung nun genutzt werden, um die Frische von Lebensmittel zu bestimmen?

Popp: Frische, Verwertbarkeit und möglicherweise auch Faktoren wie "Geschmack" lassen sich so aus den Messungen der spektralen Intensitäten der Biophotonen erkennen und zuordnen. Wichtig sind Analysen der spektralen Intensitäten dieses Lichts und des Abklingverhaltens (Speicherverhaltens) absorbierten Lichts. Lebende Zellen sind Lichtspeicher. Sie geben über die Dauer des Abklingens und die Funktion des Abklingens an, wie sie (Sonnen-)Licht speichern und zur Aufwertung der Lebensmittelqualität nutzen können. Damit erhält man ein Maß für die Fähigkeit des Lebensmttels, selbst auch Ordnung und Vitalität auf den Verbraucher zu übertragen.

derStandard.at: Wie funktioniert der Schnelltest und in welchen Bereichen wird er heute angewendet?

Popp: Der Schnelltest, den wir mit Prof. Dr. John Swain (Boston-Universität und CERN in Genf) entwickeln, nutzt unser Europäisches Patent "Verfahren zur Prüfung der Qualität und Qualitätsänderung von biologischen Systemen und mit ihnen wechselwirkenden organisch-chemischen Verbindungen mittels Messung der ultraschwachen Photonenemission". Mit diesem Schnelltest meldeten wir einen Gebrauchsmusterschutz an. Die Biophotonenanalyse bei Eiern kann signifikante Unterschiede in der Qualität von Freilandeiern gegenüber Eiern von Batterie-Legehennen nachweisen.

derStandard.at: Kann man damit auch Bio-Produkte von konventioneller Ware unterscheiden?

Popp: Ja, denn Bioprodukte haben die Tendenz, eine bessere negentropische Qualität aufzuweisen. In letzter Zeit gelang es uns, den Nachweis zu führen, dass Bioprodukte von REWE (Wien) eine signifikant bessere Qualität aufwiesen als vergleichbare Produkte aus einem deutschen Supermarkt.

derStandard.at: Wo kann diese Technik in Zukunft noch eingesetzt werden?

Popp: Die Biophotonen-Qualitätsanalyse ist noch nicht für alle Produkte standardisiert und validiert. Man kann aber schon heute bei allen Produkten mit Hilfe der Faktorenanalyse die Abhängigkeit der Qualität von den Lieferbedingungen untersuchungen und verwerten. Noch besteht Untersuchungsbedarf, der im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Firma REWE in Wien erfüllbar ist.

derStandard.at: Wie haben Sie in den 70er Jahren diese Entdeckung gemacht?

Popp: Ich untersuchte damals das sehr stark krebserregende Benzo(a)pyren, das im Tabakrauch vorkommt und die Substanz Benzo(e)pyren, die im Vergleich dazu harmlos ist. Die beiden Moleküle unterscheiden sich nur durch die Anordnung eines Benzolrings: Ich stellt mir die Frage, wie kann ein chemischer Eingriff aus einer harmlosen Substanz einen der größten Krebsauslöser machen. Ich bemühte mich, das durch die quantentheoretische Berechnung der Moleküleigenschaften zu lösen und verglich die Wellenfunktionen und deren Anregungsenergien für die beiden Stoffe Benzo(a)-Pyren und Benzo(e)pyren.

Es stellte sich heraus, dass der harmlose Stoff für Licht um 380 nm (blauviolett) durchlässig ist, während der stark krebserregende Stoff dieses Blaulicht absorbiert. In diesem Wellenlängenbereich wirkt die Lichtreparatur aber am stärksten. Man konnte vermuten, dass die Behinderung der Photoreparatur durch das stark krebserregende Benzo(a)pyren die Ursache der Krebsentstehung ist. Tatsächlich sterben Menschen mit Reparatur-Defekten (Xeroderma Pigmentosum) an Hautkrebs.

Andererseits war klar, dass dann dieses Licht in den Zellen selbst vorhanden sein musste, um den Unterschied zwischen der krebserregenden Wirkung von Benzo(a)pyren und dem harmlosen Benzo(e)pyren zu erklären. Also suchten wir nach körpereigenen Photonen um 380 nm. Wir wurden fündig und nannten diese extrem schwache Lichtstrahlung, die nur wenigen Quanten pro Sekunde nachweisen ließ, Biophotonen. (Julia Schilly, derStandard.at, 22. Oktober 2008)