
Das IHS warnt: Das Pensionssystem sei unter anderem wegen der Hacklerregelung nicht gesichert.
Wien - "Je länger man wartet, desto tiefer und schmerzvoller müssen die Maßnahme sein." Laut Ulrich Schuh, Pensionsexperte beim Institut für Höhere Studien (IHS), gibt es nach wie vor großen Handlungsbedarf im Pensionssystem. Die Maßnahmen der letzten Regierung - etwa die Verlängerung der Hacklerregelung bis 2013 - würden die Ziele der großen Pensionsreform von 2004 konterkarieren, ergänzte IHS-Chef Bernhard Felderer am Dienstag.
Unternehme man nichts, werde die Finanzierungslücke in den nächsten Jahrzehnten so groß, dass sie vom Staat nicht mehr bewältigbar sei. Vor allem die Hacklerregelung, durch die Männer nach 45 und Frauen nach 40 Beitragsjahren mit 60 bzw. 55 Jahren ohne Abschläge in Pension gehen, ist Felderer ein Dorn im Auge. Diese Pensionsart sei in den letzten Jahren extensiv in Anspruch genommen worden. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter liege mit 58,1Jahren bei Männern und 56,7Jahren bei Frauen noch immer weit unter dem gesetzlichen und habe sich kaum verändert. Felderer spricht sich daher für ein Abschaffen der Hacklerregelung aus.
Nur Inflation abgelten
Reformbedarf sieht das IHS aber auch bei der Invaliditätspension. Nach dänischem Vorbild sollte bei Arbeitsunfähigkeit versucht werden, einen anderen, noch bewältigbaren Job zu finden, forderte Felderer. Ähnliche Vorschläge hatte zuletzt auch Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) gemacht. Er sieht in der Zahl der Invaliditätspensionisten aber kein großes Problem.
Dritter großer Kritikpunkt Felderers sind die jährlichen Pensionsanpassungen. Diese dürften nicht über die Inflationsanpassung hinausgehen, forderte er. Genau das hat Rot-Schwarz aber für 2009 gerade wieder beschlossen.
Die Seniorenvertreter Andreas Khol (ÖVP) und Karl Blecha (SPÖ) haben am Dienstag sogar dafür plädiert, den höheren Pensionistenpreisindex als Dauerrecht zu verankern. "Schluss mit dem Gejammer, dass man auf Kosten der Jungen den Alten was hineinschiebt", sagte Blecha. (go, DER STANDARD, Printausgabe, 22.10.2008)