Windhuk - Namibias Regierung fordert die Rückgabe mehrerer Dutzend Schädel aus dem damaligen Deutsch-Südwestafrika an Namibia, die in Universitäten in Deutschland lagern. Sie sollen in Namibia beigesetzt werden. Die Regierung hat laut einer Kabinettserklärung den nationalen Denkmalschutz-Rat damit beauftragt, "die Rückführung der Gebeine in die Wege zu leiten". Die Kosten dafür sollte Deutschland übernehmen, verlautete am Dienstag aus Regierungskreisen.

Während der Aufstände der Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialherrschaft starben zwischen 1904 und 1908 tausende Einheimische in Folge des Vernichtungsbefehls des Oberbefehlshabers der kaiserlichen Schutztruppe, General Lothar von Trotha. Zahlreiche Kriegsgefangene starben in Konzentrationslagern in Windhuk, Swakopmund und auf der Haifischinsel in Lüderitzbucht. Der deutsche Wissenschaftler Eugen Fischer hatte daraufhin Exemplare der Schädel der Toten zu Forschungszwecken erbeten, um seine Theorie des dem Afrikaner überlegenen Europäers zu stützen.

Wenig entgegenkommen

Ende Juli hatte die ARD berichtet, dass allein das Berliner Krankenhaus Charite in ihrer Inventarliste noch 47 Schädel aus der damaligen Kolonie führe. Trotz einer Rückgabe-Forderung von Namibias Botschafter Peter Katjavivi zeigten sich Universitäten aus Berlin und Freiburg nach namibischer Darstellung wenig entgegenkommend. Das Archiv der Universität Freiburg hatte die Sammlung der Schädel und Knochen als "Kulturgut" verteidigt, die Charite hatte Personalmangel als Grund dafür angeführt, dass man die Sammlung der Gebeine nicht aufgearbeitet habe.

Die Häuptlinge und Obmänner der Ovaherero und Nama hatten vor einigen Wochen die namibische Regierung gebeten, ihre Forderung nach einer Rückgabe zu unterstützen und eine offizielle Auslieferung der Gebeine zu veranlassen. Sie sollen auf dem "Helden-Gedenkfriedhof" außerhalb der Hauptstadt Windhuk bestattet werden. (APA/dpa)