Fieber ist die natürliche Antwort des Körpers auf eine Infektion oder eine Entzündung

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Mit dem neuen Wissen könnten auch wichtige neue Erkenntnisse für die gezielte Beeinflussung des Immunsystems gewonnen werden, denn eine Entzündung ist die notwendige Reaktion des Immunsystems auf verschiedenste äußere Reize, um ihre schädlichen Auswirkungen auf den Organismus zu beseitigen. Unkontrollierte Entzündungen führen dagegen häufig zu beträchtlichen und lebensbedrohlichen Schäden. Entscheidende Hinweise wie Entzündungsreaktionen kontrolliert werden, wurden nun durch die Untersuchung entzündlicher "Nebenwirkungen" bei organtransplantierten Patienten gewonnen, die das Medikament Rapamycin als Teil ihrer Therapie erhielten. Rapamycin, das aus einem vor mehr als 30 Jahren auf der Osterinsel Rapa Nui entdeckten Bakterienstamm gewonnen wird, blockiert ein Protein (mTOR, Anm.), das eine zentrale Bedeutung für das Überleben von Zellen besitzt.

Wirkweise von Rapamycin im Immunsystem aufgeklärt

In einer Studie, die in der renommierten Zeitschrift "Immunity" erschienen ist, konnten Wissenschafter der MedUni Wien nun zusammen mit ihren Kollegen der Veterinärmedizinischen Universität Wien aufklären, auf welche Weise "Rapamycin" das Immunsystem reguliert. Rapamycin ist offenbar in der Lage, Entzündungsreaktionen zu verstärken und die notwendige Auflösung einer Entzündung zu verhindern. Abwehrzellen des Immunsystems, die bei einer Entzündung in einem frühen Stadium eine wichtige Rolle spielen, werden durch Rapamycin zur Produktion von stark entzündlichen Botenstoffen anregt. Diese entzündungsfördernden Botenstoffe bestimmen die weiteren Ereignisse: Anstelle der Beendigung der Entzündung, wie sie unter normalen Umständen von selbst erfolgt, entstehen schwerwiegende chronische entzündliche Krankheiten.

Erkenntnisse für die Impfforschung

Die gewonnenen Daten tragen damit nicht nur maßgeblich zum Verständnis der entzündlichen Nebenwirkungen durch das Medikament und der Regelung entzündlicher Prozesse bei, sondern weisen auch auf neue Möglichkeiten zur therapeutischen Beeinflussung des Immunsystems hin. Gerade in der Impfforschung ist eine kontrollierte Entzündung zur besseren Impfantwort notwendig. "Gegen eine Vielzahl von Infektionen existiert immer noch kein effektiver Impfstoff, etwa gegen HIV, Hepatitis C oder Tuberkulose", so Marcus Säemann, der Leiter des Forschungsprojektes.

Diese Arbeit eröffnet aber auch neue Perspektiven, wie das angeborene Immunsystem durch die Umwelt reguliert wird. Thomas Weichhart, der Erstautor der Studie, dazu: „Das Molekül mTOR ist eigentlich ein Sensor, der die Verfügbarkeit von Nährstoffen erkennt und dadurch Zellwachstum anregt. Ob und wie Nährstoffe das angeborene Immunsystem auf molekulare Ebene regeln, ist aber völlig unbekannt". Wie die erschienene Arbeit unterstreicht, haben die gewonnenen Befunde vermutlich auch weitreichende klinische Konsequenzen für Autoimmunerkrankungen, Krebs und auch die Transplantationsmedizin. (red)