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Gusenbauer: "Überlebende des sinnlosen Terrors und gleichzeitig Botschafterin der Hoffnung, für all jene, die noch in Hoffnungslosigkeit leben und leiden".

Foto: AP/Lilli Strauss

Wien - Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat am Sonntag der franko-kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt den Woman of the Year Award 2008 überreicht. Die Auszeichnung erhielt sie als "Fürsprecherin für Frieden und Demokratie" zuerkannt. In Gusenbauers Laudatio bezeichnete dieser Betancourt als "Überlebende des sinnlosen Terrors und gleichzeitig Botschafterin der Hoffnung, für all jene, die noch in Hoffnungslosigkeit leben und leiden".

Die frühere Präsidentschaftskandidatin der Grünen in Kolumbien war Anfang Juli nach gut sechsjähriger Geiselhaft aus den Händen der vorgeblich linksgerichteten FARC-Rebellen befreit worden. Danach kehrte sie in ihre zweite Heimat Frankreich zurück.

Betancourt war bei der Verleihung sichtlich gerührt und erklärte, es sei ihr wichtig, dass die Welt das Leiden Kolumbiens verstehe. Lob sprach die ehemalige Geisel dem Staat Österreich aus, da sie während ihrer Gefangenschaft immer die Liebe und Hilfe des Landes gespürt habe. Vor allem Finanzstadträtin Renate Brauner hatte sich während Betancourts Gefangenschaft intensiv für deren Freilassung eingesetzt.

Dialog der Konfliktpartner

Gusenbauer plädierte für einen Dialog der Konfliktpartner, zu dem auch Betancourt wiederholt aufgefordert hatte. "Die Geschichte lehrt uns, dass Gewalt nur in den seltensten Fällen ein geeignetes Mittel gegen die vorherrschende Gewalt darstellt oder sie zu überwinden vermag", so der Bundeskanzler. Die Geschichte der gegenseitigen Aufrechnung, wie sie bis heute in Kolumbien oder an vielen Orten der Welt geschehe, sei niemals für einen tragfähigen Friedensschluss geeignet.

Es gelte vielmehr auf andere Art und Weise den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt zu überwinden, konstatierte Gusenbauer weiter. "Nur wenn zur Opferarbeit auch eine Täterarbeit abseits der regulären Gerichtsbarkeit hinzugefügt wird, kann an den Gräbern der Toten und mit den seelisch Verstümmelten jene Versöhnung stattfinden, zu der Sie aufgerufen haben", sagte der Bundeskanzler.

Der Woman of the Year Award ist eine Auszeichnung der Women's World Awards, die offiziell erst am 5. März 2009 vergeben werden. Nach Hamburg, Leipzig und New York wird die Veranstaltung erstmals in Wien stattfinden. Die 2004 ins Leben gerufenen Frauen-Weltpreise werden in zwölf verschiedenen Kategorien an Persönlichkeiten verliehen, die in ihrem Metier außergewöhnliche Leistungen vollbringen, sich humanitär oder karitativ engagieren.

Betancourt traf Kampusch

Am Sonntagabend besuchte Betancourt gemeinsam mit Natascha Kampusch die "Tosca"-Aufführung in der Volksoper. Betancourt hatte bei der Verleihung der Auszeichnung "Woman of the Year 2008" ihr Schicksal mit dem von Natascha Kampusch verglichen und den Wunsch geäußert, die 20-Jährige zu treffen. (APA/red)