Wände gegen den Lärm, wie hier auf der A6, schützen meist Menschen. Beim Autobahnknoten Linz schützen sie augenscheinlich nur die Natur.

Nur der Laie bekomme den Eindruck, dass beim Autobahnknoten Linz ein Wald vor Lärm geschützt wird, sagt die Asfinag – Anrainer der A1 bei Haid erhalten aber vorerst keinen Schutz

Linz – "Wir schützen keinen Fuchs und keinen Hasen." Asfinag-Geschäftsführer Viktor Geyrhofer reagierte am Dienstag auf "Medienangriffe", die von einem Wildwuchs von Lärmschutzwänden sprechen. Diesen Eindruck erhalten derzeit Autofahrer, wenn sie am Knoten Linz von der A7 auf die A1 abbiegen. Denn nicht nur an der Außenseite der Straße werden derzeit 5,5 Meter hohe hölzerne Wände aufgestellt, sondern auch auf der Innenseite. Diese sind zwar "nur" vier Meter hoch, schützen jedoch im Auge des Betrachters ein Stück Natur mit Bäumen und Büschen.

Wände zwischen beiden Fahrbahnen

Zusätzlich wird das Mittelstück zwischen den beiden Fahrbahnrichtungen mit Wänden zugebaut. Dass dieser Lärmschutz "ein heikles Thema" sei, gestand auch Baustellenkoordinator Wilhelm Leibesteder vor Beginn der Bauarbeiten im September. Am Dienstag nun versicherte Asfinag-Geschäftsführer Geyrhofer, dass diese Lösung wirtschaftlich und sinnvoll sei.

Kosten: Drei Millionen Euro

Auf beiden Seiten neben der A7 befinden sich zwei große Wohngebiete. Messungen zufolge wird dort vor allem nachts der zulässige Grenzwert von 50 Dezibel um bis zu 11 Dezibel überschritten, erläutert Geyrhofer die Situation. Den effektivsten Lärmschutz erziele man direkt an der Quelle, indem man unmittelbar eine Ausbreitung verhindere. Daher die Entscheidung, jeweils links und rechts der beiden Fahrbahnen die Wände hochzuziehen. Kostenpunkt: drei Millionen Euro für eine Länge von insgesamt vier Kilometern.

"Mit der Errichtung wird künftig für 600 Anrainer der Stadtgemeinde Ansfelden der Grenzwert eingehalten, wodurch eine massive Reduktion der Gesundheitsbelastung erreicht wird", betont Geyrhofer. Ansfeldens Bürgermeister Walter Ernhard (SP) hingegen will eine ganz andere Lösung. Denn nicht nur jene zwei Siedlungen gehörten vor dem Straßenlärm abgeschirmt, sondern auch in weiterer Folge die Bewohner des Ansfeldener Stadtteils Haid. Dort führt die A1 direkt an einer Wohnanlage vorbei.

A1 – mit Glaswänden einhausen – also auch oben abdecken

Ernhards Vorschlag zur Abhilfe: Er möchte ab dem Knoten Linz die A1 mit Glaswänden einhausen – also auch oben abdecken. Diese Variante "schafft mehr Probleme als sie löst", stellte Geyrhofer am Dienstag klar. Denn jeder Tunnel berge ein wesentlich höheres Unfallrisiko. Zudem seien die Kosten für den Glasverbau viel zu höher: Pro Kilometer müssten 100 Millionen Euro investiert werden, erklärt er den Tunnel für nicht realisierbar.

Alternativen für Haid plant die Asfinag derzeit aber auch keine. Vielmehr wolle sie abwarten, bis die Umfahrung Haid in Angriff genommen wird. Vier neue Umfahrungs-Spuren und eine eigene Autobahnabfahrt sollten ursprünglich ab 2009 die geplagten Bewohnern in Haid entlasten.

Doch im Juni vorigen Jahres wurden die Planungen völlig überraschend gestoppt. Nicht der Lärm der täglich 25.000 Autos, sondern die Luftbelastung sei mit der neuen Umfahrung für die Anrainer zu hoch. Derzeit wird noch immer versucht, diese Umfahrung zu retten. Dazu müsste allerdings die so genannte Napoleonsiedlung weichen. Vor 2015 ist deshalb mit der neuen Straße nicht zu rechnen – und somit auch nicht mit weiteren Lärmschutzmaßnahmen der Asfinag in Haid. (Kerstin Scheller, DER STANDARD Printausgabe, 29.10.2008)