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Arunas Valinskas und Gattin Inga bei der Stimmabgabe

Foto: AP/Mindaugas Kulbis

Armin Assinger, abendlicher Gast in österreichischen Wohnzimmern und "Millionenshow"-Beglücker, als Juniorpartner in der neuen Bundesregierung - geht denn das? Doch, das geht. In Litauen jedenfalls, das ähnlich wie in Österreich einen überschaubaren politischen Kosmos beherbergt und wo Assingers Pendant, Arunas Valinskas, nach den Parlamentswahlen am Wochenende eine Absichtserklärung zur Koalitionsbildung unterschrieben hat.

Valinskas' Partei der nationalen Wiederauferstehung ist keine sechs Monate alt, was verständlich ist, da ihr Gründer sich bisher gänzlich dem Fernsehgeschäft widmete. Arunas Valinskas ist TV-Produzent, Fernsehmoderator, Show- und Talkmaster im größten der drei baltischen Staaten. Er unterhielt mit Realityshows und ließ unter anderem eine Schönheitskönigin unter Gefängnisinsassinnen küren.

Richtig populär wurde Valinskas unter den 3,3 Millionen Einwohnern mit seiner litauischen Ausgabe der "Millionenshow". Dass seine Wiederauferstehungspartei aber gleich im ersten Anlauf zur drittstärksten politischen Kraft im neuen Parlament wird, hat trotzdem niemand erwartet.

Nun wird der bald 42-jährige TV-Mann - er hat am 28. November Geburtstag - auch noch mitregieren. Im Quartett der Rechtsparteien, die eine Koalition bilden wollen, spielt Valinskas Spaß- und Showpartei die zweite Geige: Mit 15,3 Prozent der Stimmen und 16 Sitzen liegt sie vor zwei miteinander rivalisierenden rechtsliberalen Gruppierungen und hinter der Konservativen Partei des designierten Premiers Andrius Kubilius. "Uneasy coalition" heißt das bei ausländischen Beobachtern.

Arunas Valinskas hat auf seiner Reise in die Politik fast nur Kollegen aus dem Showbusiness mitgenommen - den in Litauen populären Basketball-Kommentator Linas Kunigelis zum Beispiel oder auch die eigene Ehefrau, die Sängerin und TV-Moderatorin Ingrida Valinskiene.

Valinskas, der sein komödiantisches Talent bei Kabarettauftritten vor Kommilitonen während des Jusstudiums in Vilnius entdeckt hatte, hielt sein Wahlprogramm auf zehn Punkte begrenzt. Zahl und Gehälter der Abgeordneten im Parlament von Vilnius will Valinskas halbieren, auf seine eigenen Bezüge verzichten und überhaupt für Moral sorgen: "Die, die uns Recht und Ordnung versprachen, sind in Arrest, und die, die den Alkohol verbannen wollten, torkeln betrunken durchs Parlament. Gibt es einen schlimmeren Zirkus?" ( Markus BernathDER STANDARD, Printausgabe, 29.10.2008)