Hagen Schaub: "Blutspuren - Die Geschichte der Vampire. Auf den Spuren eines Mythos", Leykam Verlag. ISBN 9783701176281, Preis 19,90 Euro. 272 Seiten, Hardcover.

Coverfoto: Leykam Verlag

Wien - Dem Vampirmythos im Wandel der Zeit sowie dessen sozial- und wirtschaftsgeschichtlichem Kontext widmet der Historiker und Autor Hagen Schaub sein aktuelles Buch "Blutspuren". Und wer Gruselgeschichten über Graf Dracula & Co erwartet, täuscht sich: "Vampire haben mit Dracula, mit spitzen Zähnen, Blut- und Sexorgien, ja selbst mit Knoblauch im Grunde fast gar nichts zu tun", stellt Schaub zu Beginn seines Buches klar. Sie und ihre Verwandten hätten früher einen ganz anderen Stellenwert gehabt: "Sie waren wiederkehrende Tote und als solche Verbreiter vorn Krankheiten und Ursache für unerklärliche Todesfälle."

"Misslungener Übergang in die andere Welt" ...

Als "schädigende lebende Leichname" waren Vampire Wesen, "die vom Jenseits zurückgewiesen und von der Erde nicht aufgenommen wurden". In den Vorstellungen der Menschen von früher kamen auch keine Eckzähne zum Einsatz - die Gestalten "würgten und drückten" ihre Opfer. Von Vampiren trennt Schaub auch Nachzehrer (untote Leichname, die aus den Gräbern heraus Lebenskraft rauben z. B. durch Zurufen) und schmatzende Tote (untote Leichname, die ihre Leichentücher fressen und damit Lebensenergie entziehen).

Früher sei ein "guter Tod" wichtig gewesen: "Ein misslungener Übergang in die andere Welt (...) bedeutete sowohl für den Toten als auch für die Lebenden nichts Gutes." Untote hätten zur logischen Vorstellungswelt der Menschen gehört; selbst Kirchen hätte es nicht geschafft, sie in Glaubensriten zu integrieren oder zu verbannen - also mussten sie Vampire verteufeln.

... und nachträgliche Kontrolle

Den Aberglauben fand man scheinbar auch oft bestätigt: Bei Exhumierungen sollen nicht selten "gut erhaltene Leichen mit rosiger Haut, langen Haaren und Fingernägeln sowie Blutspuren um den Mund" gefunden worden sein - Schaub geht auf die verschiedenen Erklärungen ein, gibt einen Überblick aus wissenschaftlicher Sicht und über archäologische Funde.

Schließlich führt der Autor über Ausflüge in Literatur, Film und Architektur in die Gegenwart und hin zu den "neuen Vampiren" sowie "einer gewissen vampiristischen Subkultur", die vor allem bei jüngeren Menschen Anklang findet. Im Kapitel "Untot bleibt untot. Was weiterhin in den Köpfen (und nicht nur dort) herumgeistert" sind auch aktuelle Berichte über Wiederkehrer gesammelt - der letzte Eintrag stammt aus 2007, als ein Mann einen Pfahl in das Grab von Slobodan Milosevic gerammt haben soll. (APA/red)