Salzburg - Ein Frühstückshotel mit 14 Zimmern und 26 Betten hat nicht gerade jene Dimension, bei der man gleich an Bürgerproteste denkt. Im Salzburger Nobelstadtteil Aigen ist das anders: Hier kämpft eine Bürgerinitiative - angeführt vom ehemaligen ÖVP-Funktionär Manfred Schitter - gegen Pläne, den einstigen Wohnsitz der Familie Trapp kommerziell zu vermarkten. Die Anrainerinitiative befürchtet, dass mit dem Projekt jährlich hunderttausende Trapp-Touristen mit Bussen oder zu Fuß in ihr beschauliches Viertel kommen könnten. Sie warnen vor einem beispiellosen Chaos.

Wer die Strahlkraft der Geschichte der singenden Trapp-Familie in den USA und Japan kennt, weiß, dass die Ängste nicht unbegründet sind. Das Rührstück um die vor den Nazis geflüchteten Trapps wurde als "Sound of Music" weltberühmt. Die Single-Auskopplung des "Edelweiß" -Songs gilt als zweiterfolgreichste in der gesamten Musikgeschichte. Touristiker schätzen, dass jährlich rund 300.000 Menschen nur wegen "Sound of Music" nach Salzburg pilgern. Macht in Summe stolze 700.000 Übernachtungen.

Die Politik - allen voran Tourismusreferent Wilfried Haslauer (ÖVP) - stand dem Projekt, in der Villa ein ganzes Trapp-Zentrum einzurichten, ursprünglich hocherfreut gegenüber. Nach ersten Protesten wird angesichts des Landtags- und Gemeinderatswahltermins 1. März 2009 aber zurückgerudert. Da das Grundstück, das einem katholischen Orden gehört, im Grünland liegt, muss das Vorhaben noch bewilligt werden.

Der erste Amtsbericht war noch positiv, aber jetzt sind die Projektbetreiber Marianne Dorfer und Christoph Unterkofler aufgrund des politischen Drucks gezwungen, ihre Pläne zurückzuschrauben; statt Trapp-Museum will man nur ein kleines Hotel betreiben. Die Anrainer trauen dem Frieden freilich nicht. Sie wollen eine zivilrechtliche Vereinbarung über Nutzungsbeschränkungen. Diese seien von der Trapp GmbH aber bisher "trotzig" abgelehnt worden, teilt Initiativensprecher Schitter mit. Eine Entscheidung über das Projekt soll bis Mitte November fallen. Die Unternehmer Dorfer und Unterkofler dürften mit einem negativen Bescheid rechnen: "Salzburg beißt die Hand, die es füttert" , heißt es auf der Homepage der Trapp GmbH. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 3. November 2008)