Domains als Wertanlage kaufen.

DER STANDARD

Glaubt man den Domainhändlern – die sich selbst auch Domainers nennen – so ist die Zeit der Registrierung von guten Internetadressen bei den zuständigen Nic-Agenturen vorbei. Die Top-Domains seien alle vergeben und bis auf ein paar Neuschöpfungen und Modetrends gäbe es keine wirtschaftlich und inhaltlich interessanten Domains mehr. „Eine Domain, die noch frei registrierbar ist, ist vorerst wertlos (Wenn sie bisher keiner registriert hat, warum soll sie jemand jetzt kaufen wollen?)“, so lautet ein Grundsatz für Neueinsteiger auf der Webseite Start Domaining. Wer eine zugkräftige Domain sucht, muss diese kaufen.

Domains unter dem Online-Hammer

Das Angebot an Onlinebörsen und Auktionshäusern boomt und hat das Interesse der großen Internetunternehmen geweckt. Eines der größten Domain-Handelsportale ist Sedo (www.sedo.de). Sedo gehört zum Verbund der United Internet AG (www.united-internet.de), zu der auch der Internetprovider 1 & 1 sowie der E-Mail-Dienst GMX gehören. Nach eigenen Angaben hatte Sedo zum zweiten Quartal 2008 690.000 registrierte Mitglieder weltweit, die 11,5 Millionen Domains in die Datenbank des Anbieters eingestellt haben. Daneben gibt es weitere Portale wie Nicit oder SnapNames.

Zum Angebot gehören öffentliche Auktionen, Marktplätze, die Domainbewertung sowie die Dienste von Domain-Brokern. Die Broker können mit dem Kauf oder Verkauf von Domains beauftragt werden. Vertraulichkeit wird groß geschrieben. Veröffentlicht wird nur ein Bruchteil der Domainverkäufe; beide Seiten müssen der Veröffentlichung zustimmen. Die meisten Internetadressen – vor allem die teuren, bekannten – wechseln im Stillen für hohe Beträge den Eigentümer. Daher ist man für Angaben über den Gesamtumsatz auf die Unternehmen angewiesen. Den großen Sprung erlebte das Gewerbe im Jahr 2006. 2004 betrug der Umsatz durch den Domainhandel bei Sedo noch 7,5 Millionen Euro. In den letzten beiden Jahren stabilisierte sich der Umsatz bei der 50 Millionen Euro-Marke (Domain-Marktstudie2007).

Direkter Verkauf von Hand zu Hand

Die Online-Börsen zeigen nur die eine Seite des Domainhandels. Auf der anderen Seite werden Internetadressen direkt potenziellen Kunden angeboten, für die eine spezielle Domain interessant sein könnte. Je nach Verhandlungsgeschick und Erfahrung wechselt die Domain dann für einen mehr oder weniger guten Preis den Besitzer. Diese Form des Direktvertriebes bringt die Domainverkäufer immer wieder in die Nähe des Grabbing – also jener unseriösen Händler, die gezielt Domains besetzen, um sie dann an Firmen, die auf diese Domainnamen angewiesen sein könnten, zu einem hohen Preis zu verkaufen.

Was eine Domain wert ist

Wie auch bei anderen nicht-materiellen Waren, ist eine Domain so viel wert, wie jemand dafür bereit ist zu zahlen. Trotzdem gibt es einige Faktoren, mit denen man den Wert eines Domainnamens messen kann. Harte, wirtschaftliche Faktoren sind beispielsweise Zugriffe auf eine Webseite oder der Klickpreis. Für die Bewertung der weichen Faktoren gelten: Beliebt sind vor allem kurze Adressen. Generische (allgemein beschreibende Namen) sind wertvoller als nicht-generische (Fantasie- oder Firmennamen). Allerdings sollten die Namen eine Beziehung zum Internet oder Computer aufweisen. Internetadressen mit Landesendungen erzielen einen höheren Preis, wenn der Domainname zur Landessprache passt. „Die Königsdomain ist noch immer .com“, sagt Semra Yilmaz, Pressesprecherin von Sedo. Daneben legen aber auch bestimmte Länderdomains wie .de oder auch .uk immer mehr zu. „In den letzten Jahren ist das Vertrauen der Internetnutzer in die eigene Länderdomain kontinuierlich gestiegen“, sagt Yilmaz weiter. Als absolute Ladenhüter gelten Domains mit der Endung .biz.

Domain-Parking: Geld verdienen statt bezahlen

Während der Verkäufer auf Kunden wartet, kann er die Domain parken. Dadurch steigert sich der Wert der Domain möglicherweise, und es ist sogar noch Geld damit zu verdienen. Die Domain wird auf den Server der Online-Börse weitergeleitet. Auf der Seite werden Anzeigen und ein Verkaufsvermerk platziert. Der Verkäufer erhält Anteile des Anzeigenumsatzes und Kaufinteressenten können den Wert einer Domain anhand der registrierten Zugriffe abschätzen. Das Parken ist nur sinnvoll für Domains, die seit längerem bestehen und viele Zugriffe aufweisen zum Beispiel durch Links von anderen Seiten oder bestehende Einträge im Cache-Speicher von Google. So genannter Fake-Traffic, also künstlich generierter Traffic, um einen höheren Zugriffswert vorzugaukeln, ist verboten und wird streng geahndet. Derzeit parken auf den Sedo-Servern über drei Millionen Webseiten.

Neue Endungen: Futter für die Märkte

Neue Internetadressen, die auf den Markt kommen – beispielsweise in letzter Zeit .asia oder .me, werden von den Domainern mit Skepsis betrachtet. Kritik wird oft am Erstvergabeverfahren laut, das es kleineren Unternehmen nicht ermöglicht, an Top-Adressen zu kommen. Da der Wert einer Domain erst mit der Zeit steigen muss, lässt sich erst in ein paar Jahren wirklich beurteilen, ob sie sich zu einer Top-Domain entwickeln. Richtig interessant wird der Domainmarkt im nächsten Jahr: Vom nächsten Jahr an, kann sich jeder eine eigene TLD kaufen, das hat die ICANN im Juni entschieden. Der Preis für die eigene Adressendung wird voraussichtlich im unteren sechsstelligen Dollarbereich liegen. (Markus Drenckhan/ derStandard.at, 3. November 2008)