Tex Perkins & His Ladyboyz: "No. 1's & No. 2's"
In weißen Anzügen steckend interpretiert hier Australiens letzter wilder Mann Songs von 10CC, Olivia Newton-John, Dr. Hook, Nik Kershaw, America, Toto und - fuck me! - Bonnie Tyler: "It's A Heartache". Tex Perkins, Oberbeast of Bourbon und einst auch Cruel-Sea-Stimme, croont hier mit voller Band abartige Pop-Bekanntheiten in Richtung Pop-Bekenntnisse. Groß. Krank. Super. (Import/Rave Up: 01/596 96 50)

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www.texperkins.net

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Squarepusher: "Just A Souvenir"
Einer der beständigsten Innovatoren im Grenzbereich von Experiment und Dancefloor-Tauglichkeit hebt wieder einmal an und beglückt auf "Just A Souvenir" bereits zu Beginn mit einer funky Disco-Wumme, bei der natürlich alle Beats schräg und anderswie verstellt platziert sind. Fährt trotzdem (oder gerade deshalb) super ein. Auch der Rest pflegt das Image von Thomas Jenkinson ohne Abstriche. (Warp/Edel)

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www.squarepusher.net

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B. Fleischmann: "Angst Is Not A Weltanschauung"
Neues vom elektronischen Chef-Melancholiker aus Wien: B. Bleischmann vertieft und verfeinert hier seine Ästhetik des schmollend November-Pop-Songs aus der Steckdose unter Zuhilfenahme fremder Stimmen, die sich als wertvolle Mehrwertbringer herausstellen. Stimmig auch eine (virtuelle?) Kollaboration mit Daniel Johnston für das wunderbare "Phones, Machines And King Kong". Gibt es eigentlich das Wort jahreszeitenperfekt? Jetzt schon. (Morr Music/Hoanzl)

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Disco Breakfast: Various Artists
Samir Hapunkt Köck, gerne blumig formulierender Kollege von der "Presse" und Compilateur extraordinaire hat es wieder getan: Für "Disco Breakfast" hat er sich einige lange Morgen in seine Plattensammlung vertieft, um mit zwei dutzend Disco-Hämmern wiederzukehren: Von subtilen Morgenschmeichlern bis zum Brunch-Heuler ist hier alles vertreten und in verführerische Chronik gesetzt. Eine Bank. (Universal)

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Langhorne Slim & The War Eagles
Brooklyn wieder einmal. Kommt eigentlich irgendwer noch von woanders her? Sean Scolnick rumpelt als Langhorne Slim und seiner Band, den War Eagles, durch angezogenen Folk, der den Punk ebenso streift wie er alte Appalachen-Gstanzln ins schicke Williamsburg bringt, wo er mit dünnem Milchkaffee hoch geschäumt wird. Ein Charmebolzen, dessen Gesang schon die eine oder andere Dame erweicht haben dürfte. Ein Sohn Gordon Ganos im Geiste. Man höre nur „Rebel Side Of Heaven". Supi! (Kemado/Trost)

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www.myspace.com/langhorneslim

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Vic Chesnutt, Elf Power and the Amorphous Strumms: "Dark Developments"
Der wunderbare Singer-Songwriter Vic Chesnutt tat sich hier mit der ebenfalls aus Athens, Georgia, stammenden Band Elf Power zusammen um ein nicht schlecht rockendes Album einzuspielen, das nach einigen gar filigranen Werken eine lässige Unterlage für die kauzige, sehr lässige Stimme des Rollstuhlfahrers bieten. Dessen Humor ist weiterhin ungebrochen und rabenschwarz, wie etwa der Song "Little Fucker" vorführt. Guter Mann, tolles Album. (Orange Twin Rec./Trost)

Link:
www.vicchesnutt.com

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Threatmantics: "Upbeat Love"
Eine grindige Gitarre, die ein schäbiges Agentenfilm-Motiv Richtung Blutrausch deutet eröffnet „Big Man", den ersten Song des neuen Albums der Threatmantics, in dem sie sich die drei Jungs aus dem englischen Cradiff mindestens kratzbürstig geben. Soundmäßig liebt man es rudimentär und retroschick, was hier nebst Folk-Fiddel vor allem auch eine geradlinige Schlichtheit bedeutet, die Freunden der Cramps ebenso gefallen sollte wie Anhängern von Steve Albinis Tonsetzerkunst. ((Domino/Hoanzl)

Link:
www.threatmantics.com

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Der Fluch: "Im Dorf der Verdammten"
Keine Sorge. Das ist keine blöde Eigenwerbung, aber bei dem Namen und dem Namen muss man in so ein Album zumindest reinhören. Das Cover im Gespenster-Heftl-Look lässt natürlich übles erwarten. Und richtig: Der Fluch erweist sich zwar als schaurig, aber vor allem als unfreiwillig komisch. Dabei wäre der verschärfte, zwischen Rockabilly und hartem Rock angesiedelte Sound gar nicht sooo schlecht. Aber die (deutschen) Texte ... meiner Seel! Na ja. (Cargo/Hoanzl)

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Liquid Liquid: Remixes
Hier stellt sich die Grundsatzfrage, ob ein Remix je ein Original besser gemacht hat. Sagen wir so: In den seltensten Fällen. Die Disco- und New-Wave-Helden aus New York, die mit ihrem kalten Funk und heißen Groove überzeug(t)en, werden hier jedenfalls mit dem ihnen zustehenden Respekt behandelt. Und Matthew Dear, der sich hier wie zwei andere ebenfalls über das Stück „Optimo" hermacht, genießt sowieso Narrenfreiheit und überzeugt in seiner introvertierten Nerdiness. (Domino/Hoanzl)

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Fucked Up: "The Chemistry Of Common Life"
Das beste zum Schluss: Auf ihrem erst zweiten Longplayer machen die Kanadier von Fucked Up den Hype um ihre Band mehr als verständlich. Bisher meist auf Singles veröffentlichend, bündelt man hier elf Songs zu einem Manifest der schlechten Laune. Musik zur Zeit: Die Börsen im freien Fall, die Gier an ihren Grenzen, die Welt Fucked Up. Vertont wird das mit wuchtigen, im US-Hardcore der Black-Flag-Schule stehenden Songs, denen die Stimme von Sänger „Pink Eyes" ihr ranziges Sahnehäubchen verpasst. Ein Album des Jahres!

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