Tim Leberecht hat sich bis heuer nie politisch betätigt. "Ich hatte immer eine recht ausgeprägte Abneigung gegen politische Aktionen" , sagt der 36-jährige Deutsche, der seit vier Jahren in San Francisco lebt. "Aber viele Freunde sind heuer aktiv - und Barack Obama hat eine einzigartige Kampagne, die einen mitreißt." Seit Monaten setzt sich Tim im Wahlkampf für den demokratischen Kandidaten ein.

Freiwillige Helfer sind ein wichtiger Teil des US-Wahlkampfes. Sie klopfen in ihrer Freizeit meist ohne Bezahlung an Türen, teilen Wahlbroschüren aus und versuchen, Unentschlossene zur Stimmabgabe zu bewegen. Obama, der Senator aus Illinois, hat auch junge Freiwillige nichtamerikanischer und vor allem europäischer Herkunft hinter sich. "Es geht in dieser Wahl nicht nur um die Zukunft des Landes, sondern auch um die der Welt" , sagt die in Philadelphia lebende Schwedin Lotta Rao (31), die in den USA nicht wählen darf, aber nach acht Jahren Bush-Regierung auf einen Neuanfang hofft.

Es gibt keine verlässlichen Daten zu politischen Freiwilligen in den USA. Doch vor allem Obama mobilisiert viele Junge, die sich sonst nicht für Politik interessieren. Sogar in Arizona, dem Heimatstaat von Obamas republikanischem Gegenspieler John McCain. Ivan Kenneally vom Rochester Institute of Technology schätzt, dass beide Kandidaten zehntausende Helfer haben. "Aber Obama scheint viel erfolgreicher zu sein." Bei einem knappen Rennen können sie den Ausschlag geben, weil sie für die Gewinnung unentschlossener Wähler entscheidend sind. (Georg Szalai aus New York/DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)