Das politische Tandem Uwe und sein Bruder Kurt Scheuch (rechts) sieht sich als freie Bauern, die freiheitliche Politik machen.

Foto: GERT EGGENBERGER

Uwe Scheuch zieht als Kärntner BZÖ-Obmann die Fäden.

Foto: GERT EGGENBERGER

Kurt Scheuch ist der Steuermann im Kärntner Landtag.

Foto: GERT EGGENBERGER

Klagenfurt - War es ein blauer Umfaller, oranger Verrat oder einfach ein Signal aus den eigenen Reihen? Vehement haben die Brüder Uwe und Kurt Scheuch dementiert, dass einer aus dem Landtagsklub des BZÖ Gerhard Dörfler nicht zum Nachfolger des plötzlich verstorbenen Landeshauptmannes Jörg Haider gewählt haben könnte. Er sei noch nicht einmal 40 Jahre alt und habe noch viel Zeit für seine weitere politische Karriere, wies Uwe Scheuch Spekulationen, wonach er sich selbst für den Posten des Kärntner Landesvaters interessieren würde, zurück.

Sternhof: wichtiges oranges Machtzentrum

Als Landesparteiobmann und erster Stellvertreter Dörflers wird Uwe Scheuch ohnehin die Fäden im Kärntner BZÖ, aber auch bei den Orangen auf Bundesebene ziehen. Auch sein älterer Bruder Kurt sitzt als Klubobmann im Kärntner Landtag an einem wichtigen Schalthebel der Macht. Jörg Haiders politisches Erbe wurde unter dem Schock seines plötzlichen Unfalltodes also auf mehrere Schultern verteilt. Vorerst. Statt Jörg Haiders Bärental wird in Hinkunft wohl der Sternhof der Familie Scheuch ein wichtiges oranges Machtzentrum bilden.
Stolz thront der jahrhunderte alte Hof über Mühldorf, wo die Gebrüder Scheuch eine Landwirtschaft, etwa 40 Hektar Acker, 60 Hektar Wald und ein Sägewerk betreiben. Eine Gedenktafel erinnert an die bewegte Vergangenheit des Gehöfts, als im Jahre 1809 Baptist Türk, der Kärntner Andreas Hofer, hier sein Hauptquartier aufschlug, um Napoleons Truppen aus der Feste Sachsenburg zu verjagen. Heute lebt das Brüderpaar mit Ehefrauen und fünf Kindern gemeinsam am Hof und bewirtschaftet ihn auch gemeinsam, sofern die Politik dazu die Zeit lässt. Sonst müssen Mutter Helma und die Gattinnen einspringen.

"Der Jörg, das ist der Richtige"

Politik nimmt einen zentralen Stellenwert im Leben der Gebrüder Scheuch ein, doch primär sehen sie sich als Bauern, die sich in der Tradition der "Freisassen" oder "Herrenbauern", die Freiheit nehmen, an der politischen Gestaltung des Landes mitzuwirken. Dass dies im freiheitlichen Sinne geschieht, dafür bürgt die Familientradition. Großvater Robert Scheuch, einst glühender Nationalsozialist war später im Kreis um den früheren NSDAP-Minister im Kabinett Seyß-Inquart Anton Reinthaller VdU- und FPÖ-Mitbegründer gewesen. Robert Scheuch pflegte auch eine enge Freundschaft zu Robert Haider, dem Vaters des verunglückten Kärntner Landeshauptmannes.

"Der Jörg war bei uns in der Familie immer präsent", erinnert sich Kurt Scheuch: „Unser Großvater hat immer gesagt, der Jörg, das ist der Richtige". Persönlich habe man Jörg Haider in den 80er-Jahren auf einem Kathrein-Kränzchen in Mühldorf kennengelernt, erzählt Uwe Scheuch.

Seit damals sei man Seite an Seite mit Jörg Haider politisch aktiv gewesen, zunächst in der Bauernvertretung, die beide Scheuch-Brüder als ihre politischen Grundpfeiler sehen. Wie kann gemeinsame Arbeit am Hof und in der Politik überhaupt funktionieren? "Wir sind zum Zusammenhalten erzogen worden", erzählt Uwe Scheuch. Deshalb sei es derzeit wichtig, Jörg Haiders Erbe behutsam Schritt für Schritt neuzuordnen und weiterzuentwickeln. Und letztlich bleibe immer noch der Sternhof als Familienauftrag. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)