Wien - "Wenn man sich an einem Ort zu Hause fühlt, glaube ich, beginnt die Integration", erklärt Naima Rabinovich (12). Sie hat heuer erstmals am Jugendliteraturpreis der "edition exil" teilgenommen.

Seit 1997 gibt es den Wettbewerb "Schreiben zwischen den kulturen" für Autoren mit Migrationshintergrund. Unter den jungen Schriftstellern sind sowohl Volksschüler als auch Studenten, wie der Gewinner von 2008, Senad Halilbasiæ (20) beweist.

Er versteht Integration anders: "Man muss die Balance finden zwischen 'Wie werde ich anerkannt?' und 'Wie bleibe ich ich selbst?'." In seinem mit 1000 Euro prämierten Text "Heimat" geht es um "die Grenzen von Integration und Assimilation". Es gehe nicht darum, was man tun müsse, "um sich zu integrieren", sondern darum, welche Probleme auftreten, wenn "man integriert ist".

Halilbasiæ spricht davon, wie man sich in seine Herkunftskultur "zurückintegrieren" kann, das sei nämlich "sehr schwer, wenn man die Grenze schon überschritten hat und assimiliert ist".

Dorina Berende setzt sich mit dem Thema auf andere Art und Weise auseinander: Sie schreibt über ihre Kindheit in Rumänien und darüber, was seitdem passierte.

Ihre Mutter hatte, als sie noch klein war, Rumänien verlassen. Eineinhalb Jahre vergingen, die Zeit sei "schnell vergangen, ich war schon acht Jahre alt. [...]. Ohne es zu wollen, haben wir uns an ihre Abwesenheit gewöhnt."

Herkunft und Sprache

Dorinas Mutter kehrte zurück, wollte jedoch ein Angebot als Krankenpflegerin in Österreich nicht ausschlagen. Ein weiteres Mal verabschiedete sie sich wieder von ihrer Familie.

Sollte Österreich auch für ihre Kinder nur ein Urlaubsort bleiben? Dorinas Mutter bot ihren Kindern an, ihr zu folgen, sie lehnten es zunächst ab und stimmten einem Versuch zu: Nach einer Woche Schulbesuch in Österreich sollten sie eine Entscheidung fällen.

Aus einer Woche wurden Jahre. Dorina Berendes größtes Ziel wurde, Deutsch zu lernen, berichtet sie sie in ihrem Text "A story".

Auch Rabinovich erzählt in einem ihrer Texte von einer wahren Begebenheit: vom sehr harten Leben einer Freundin. Im Gegensatz zu dieser komme es Rabinovich vor, sie selbst wohne in einem "riesigen Haus", habe viel Geld und sei "wirklich verzogen".

Diskriminierung habe sie "aufgrund ihrer Herkunft noch nie erfahren", etwas, was sie mit Berende und Halilbasiæ gemein hat.

"Wenn man dazu steht, woher man kommt, gleichzeitig aber auch versucht, das Neue zu akzeptieren oder sich zu integrieren, wie es ja so schön heißt, dann ist dieses Außenseitersein mehr ein Problem der anderen", glaubt Halilbasiæ.

Um über dieses Thema zu schreiben, sagt Rabinovich, ist es nicht nötig, selbst diskriminiert worden zu sein, man müsse auch Assimilation nicht durchgemacht haben, um diese zu verstehen und darüber schreiben zu können: "Ich habe nicht wirklich Probleme mit so etwas gehabt, ich war schon immer von hier, nur meine Mutter kommt aus Russland."

Erfinden könne man immer, egal um welche Thematik es sich handle, ist Halilbasiæs Standpunkt. Doch egal, was für ein Produkt daraus werde, fast immer sei etwas Persönliches dabei, erklärt er.

Eine seiner persönlichen Prioritäten stellt das Erlernen der Sprache aus der elterlichen Heimat dar, "denn Sprache ist Herkunft, und Herkunft ist eine Identität."

Dass die Autoren selbst das Publikum beeinflussen können, glaubt Halilbasiæ nicht. Seiner Meinung nach habe jeder Text die Macht, etwas auszusagen, "insofern hat indirekt auch der Autor die Macht", denn er sei der König über seinen Text, was auch "gut so ist". (bsb)