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Die entscheidenden Wahlschlachten im Wahlkampf.

Grafik: APA

Wer US-weit die meisten Stimmen bekommt ist egal. Denn: Die Amerikaner wählen ihren Präsidenten nicht direkt. Jeder Staat stellt eine bestimmte Anzahl an Wahlmännern - Florida zum Beispiel 27. Diese Wahlmänner stimmen traditionell für den Kandidaten, der ihn ihrem Staat die Mehrheit der Stimmen bekommt. Gewinnt Obama in Florida, stimmen alle Wahlmänner für ihn und McCain geht leer aus. Zur Wahl des Präsidenten werden 270 der insgesamt 538 Stimmen der Wahlmänner und -frauen benötigt. An Bundesstaaten, die eindeutig demokratisch oder republikanisch wählen, geht der Wahlkampf mehr oder weniger vorbei. Geld und Engergie stecken die Kandidaten im Wahlkampf überwiegend in diejenigen Staaten, die nicht eindeutig einer der beiden Parteien zuzurechnen sind - in diesen Staaten entscheidet sich die Wahlkampfschlacht. Deswegen auch der Name: Battleground-States.

Obamas bundesweiter Vorsprung kratzt McCain wenig. Nervöser ist der Kandidat der Republikaner, weil Obama Bundesstaaten für sich entscheiden könnte, die vor vier Jahren noch eindeutig an George W. Bush gingen. Acht Staaten werden dieses Jahr zum Schlachtfeld:

Florida: Der Bundesstaat ist dreigeteilt. Der Norden wählt Republikanisch, der Süden rund um Miami demokratisch, das Gebiet in der Mitte ist heiß umkämpft. Viele der zugezogenen Rentner wählen traditionell demokratisch - besonders die jüdischen. Die Republikaner hingegen haben einen sichere Basis in den ländlichen Gebieten im Norden. Außerdem sind 15 Prozent der Einwohner Floridas Veteranen, die eher für McCain stimmen werden. Vor acht Jahren gewann George W. Bush mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,01 Prozentpunkten die entscheidenden 27 Wählmänner des Bundesstaates und damit die Präsidentschaft. 2004 gewann Bush mit 5,01 Prozentpunkten Vorsprung gegen seinen demokratischen Herausforderer John Kerry. Laut dem aktuellsten Umfrage-Durchschnitt auf der Website "RealClearPolitics" (RCP) hat Obama mit 49 Prozent nur knappe 1,8 Prozentpunkte Vorsprung auf McCain, der bei 47,2 Prozent liegt.

Ohio: Kein Republikaner ist jemals ins Weiße Haus eingezogen, ohne in Ohio zu gewinnen. Im einstige Industriestaat im Nordosten der USA gewann vor vier Jahren Bush mit 120.000 Stimmen Vorsprung die Stimmen der 20 Wahlmänner. Die Einwohner im industriell geprägten Norden wählen traditionell demokratisch. In den ländlichen Gebieten im Süden haben die Republikaner ihre Hochburgen - die allerdings zu bröckeln scheinen. Obama führt laut aktuellem RCP Umfrage-Durchschnitt mit 48,8 Prozent vor McCain mit 46,3 Prozent.

North Carolina: North Carolina war nie ein Battleground-State. Bush gewann 2000 und 2004 mit einem großen Vorsprung die 15 Wahlmännerstimmen. Aber die sicheren Zeiten für die Republikaner sind vorbei. Mehr als 21 Prozent der Einwohner sind Schwarze. Es wird erwartet, dass die Wahlbeteiligung der Schwarzen steigt - und das nützt Obama. Außerdem hat sich die Demographie des Bundesstaates zu Gunsten der Demokraten verschoben. Viele Fachkräfte sind in das Finanzzentrum Charlotte und in das Hochtechnologie-Dreieck zwischen Raleigh, Durham und Chapel Hill gezogen. Die Neuankömmlinge sind meist liberaler als die Alteingessesenen, wählen also eher demokratisch. Das Rennen wird knapp. Aktueller RCP Umfrage-Durchschnitt: McCain 48,4 Prozent - Obama 48 Prozent.

Virgina: Der Norden des Landes wird mehr und mehr zur Schlafstadt vor den Toren Washingtons. Pendler, die im angrenzenden Washington D.C. arbeiten, ziehen zu. Der Landstrich wächst schnell. Die neuen Bewohner wählen mehrheitlich demokratisch. Im Süden des Bundesstaates wird allerdings republikanisch gewählt. Seit 1964 hat kein Demokrat bei Präsidentschaftswahlen in Virginia gewonnen. 2004 siegte Bush mit 53,7 Prozent und gewann die 13 Wahlmännerstimmen. Die demographischen Veränderung nützt Obama. Der demokratische Kandidat führt laut aktuellem RCP Umfrage-Durchschnitt mit 50,2 Prozent vor seinem republikanischem Konkurrenten, der auf 45,8 Prozent kommt.

Missouri: Der Bundesstaat lag seit 1900 nur einmal daneben. Wer in Missouri das Rennen machte, war auch bundesweit der Sieger - außer 1956. Da stimmten die Wähler für den Demokraten Adlai Stevenson. Amerika entschied sich aber für den Republikaner Dwight Eisenhower. Wie in vielen anderen Battelground-Staaten teilt sich der Bundesstaat in einen städtisch demokratischen und einen ländlich republikanischen Teil. 2004 gingen die 11 Wahlmännerstimmen an Bush. Die aktuellen RCP Umfragen sehen McCain bei 48,5 Prozent und Obama bei 47,8 Prozent.

Colorado: Lange Zeit ging der Bundesstaat mit seinen neun Wahlmännerstimmen sicher an die Republikaner. Aber das ändert sich. Die Einwohner der Hauptstadt Denver tendieren mehr und mehr zu den Demokraten. Außerdem sind mehr als 17 Prozent der Einwohner des Bundesstaates Latinos. Dieser Bevölkerungsgruppe sagt die im Vergleich liberalere Einwanderungspolitik Obamas eher zu. Bei der vergangenen Wahl 2004 siegte noch Bush mit einem Vorsprung von 4,7 Prozentpunkten. In dem aktuellen Umfrage-Durchschnitt von RCP führt Obama mit 50,8 Prozent. McCain kommt auf 45,3 Prozent.

Nevada: Die Gegend rund um die Wüstenmetropole Las Vegas wurde von der Immobilienkrise besonders hart getroffen. Außerdem sind Gewerkschaften und Fremdenverkehrsindustrie stark. Das alles spricht für einen Wahlsieg der Demokraten. Ein Fünftel der Einwohner sind Latinos, die auch eher demokratisch wählen. 2004 gewann noch Bush die fünf Wahlmännerstimmen. Diesmal sieht es nach einem Sieg der Demokraten aus. Der aktuelle RCP Umfrage-Durchschnitt sieht Obama bei 50 Prozent. McCain liegt bei 43,2 Prozent.

Pennsylvania: Vielleicht weil die Einwohner des Bundesstaates bei den demokratischen Vorwahlen für Hillary Clinton gestimmt hatten, glaubt McCain hier eine Chance zu haben. 2004 ging der Wahlsieg und damit die 21 Wahlmänner an Kerry. Aktuelle Umfragen sehen Obama bei 51 Prozent - McCain bei 43,7 Prozent. (Reuters/FAZ/red, derStandard.at, 4.11.2008)