Warnung: Reden kann Ihre Karriere gefährden." Dieser Hinweis müsste eigentlich jedem Polizeischüler in die Hand gedrückt werden. Denn öffentliche Kritik wird in der Exekutive gar nicht goutiert. Selbst wenn sie teilweise gerechtfertigt ist.

Wie bei Roland Frühwirth von der Wiener Polizei. Der wurde nach seiner eher dubiosen Rolle in der Saunaaffäre als Leiter der Kriminalabteilung abgezogen. In der Zeitschrift Kriminalpolizei hat er später die Zerstörung der Informantennetze durch die Polizeireform beklagt. Kurz darauf war er schon suspendiert. Das Seltsame: Eines der Ziele der nächsten Polizeireform ist, den Kripo-Kontakt mit lokalen Tippgebern wieder zu stärken.

Bei Herwig Haidinger ist es ähnlich. Wenn er befindet, dass die Sicherheit kaputtgespart worden und die Kriminalität seither stark gestiegen sei, hat er schlicht und einfach recht, wie ein Blick in die Statistiken beweist.

Dass bei ihm, wohl ebenso wie bei Frühwirth, Kränkung mit eine Rolle spielt, ist sicher. Ebenso, dass Haidinger bei Vorgängen, die man so oder so sehen kann, jene Variante wählt, bei der das Innenministerium schlechter aussteigt.

Nur: Die Disziplinarkeule zu schwingen, anstatt die Vorwürfe zu widerlegen, ist seltsames Krisenmanagement. Wenn die Innenministerin argumentiert, Haidinger wäre in der Privatwirtschaft schon längst entlassen, hat sie recht. Nur: Die Polizei wird im Gegensatz zu Firmen von der Öffentlichkeit bezahlt. Und die sollte sehr wohl über gravierende Vorwürfe informiert werden. Was über die offiziellen Kanäle ja wohl kaum passieren würde. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 05.11.2008)