Die Drohung von Kongos Rebellenführer Laurent Nkunda, Kinshasa anzugreifen, kann die Regierung von Joseph Kabila nicht ernst genug nehmen. Mit ihrer Offensive haben die rund 5000 Kämpfer die Armee regelrecht vorgeführt. Die Soldaten konnten den gut ausgebildeten Nkunda-Einheiten nichts entgegensetzen. Dass Goma nicht in die Hände der Rebellen fiel, ist der Tatsache zu verdanken, dass Nkunda selbst eine Waffenruhe ausrief. Will er auf die rund 1500 km entfernte Hauptstadt marschieren, hat er gute Chancen, ziemlich weit zu kommen.

Das würde neue Kämpfe bedeuten, eine Ausweitung der humanitären Katastrophe - und möglicherweise einen weiteren regionalen Konflikt. Falls die Regierung in Kinshasa das vermeiden will, muss sie sich auf Gespräche mit den Rebellen einlassen, wie Nkunda fordert. Auch die UNO ist gefragt, hier auf Kabila Druck zu machen und gegebenenfalls zu vermitteln. So begrüßenswert Ban Ki-moons geplante Reise und der regionale Gipfel auch sind: Sich einzig auf den regionalen Kontext zu konzentrieren, ohne direkte Gespräche zwischen den Kriegsparteien, wird nicht reichen.

Die Initiativen der Staatengemeinschaft dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die UNO eine Mitschuld an der Situation trägt. Der Monuc-Mission ist es mit ihren 17.000 Soldaten trotz eines robusten Mandats zur Herstellung von Sicherheit und zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht gelungen, die Rebellen zu stoppen und die Zivilisten vor dem Schlimmsten zu bewahren. Gerade angesichts der Drohungen Nkundas muss sich die planlos erscheinende Mission schleunigst eine klare Strategie überlegen und auch tatsächlich danach handeln. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.11.2008)