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Neu ausgestattete Filialen in der Wiener Innenstadt stellt die Post nicht zur Disposition, aber solche in weniger frequentierten Stadtteilen - und natürlich in den Bundesländern.
2009 ist bei der Post wieder mit blauen Briefen zu rechnen. Diesmal werden sie auch an Postämter gehen, die geschlossen werden sollenFür 300 scheint das Schicksal besiegelt, bei 100 legte sich die Bawag quer.
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Wien - Nach der Deutschen Post im Frühjahr macht nach Weihnachten auch die Österreichische Post ernst: Sie will weitere ihrer insgesamt 1300 Postämter schließen. 2009 soll es los gehen, in der Post ist von einem Viertel aller Postämtern die Rede, die für immer zugesperrt werden sollen. Über die genaue Zahl der zur Disposition stehenden Filialen schweigt sich die Post aus.
In gut informierten Unternehmenskreisen wird sie mit 300 beziffert, über weitere hundert habe man mit dem Finanzdienstleistungspartner der Post, der Bawag, noch kein Einvernehmen erzielen können. Die Bawag redet bei den Schließungen von Postfilialen mehr als ein gewichtiges Wort mit, ist die PSK für die Retailsparte der im Eigentum des US-Fonds Cerberus stehende ehemalige Gewerkschaftsbank doch von essenzieller Bedeutung. Die Bawag hat mit der Post bis 2015 einen Kooperationsvertrag, der jährlich Provisionen in der Größenordnung von rund hundert Millionen Euro einbringt und so das Finanzergebnis der Post ordentlich auffettet.
Das ist auch der Grund, warum die Post ihre ursprünglich lange, bis zu 1100 Standorte umfassende Schließungsliste über den Sommer gehörig eindampfen musste. Das Ziel, einen Teil der zur Disposition stehenden Postämter durch so genannte Post-Partner zu ersetzen, habe man nur zu einem geringen Teil erreichen werden, erfuhr der Standard von Post-Insidern. Es gebe insbesondere in ländlichen Regionen längst nicht mehr so viele Einzelhändler oder Greißler wie erwartet, die sich mit Briefen und Paketen ein paar Euros dazuverdienen wollten oder könnten. Insgesamt hat die Post derzeit 600 Kooperationen mit Post-Partnern.
Über die 400 Schließungen, die ab 2009 verteilt bis 2011 über die Bühne gehen sollen, wurde dem Vernehmen nach auch Post-intern lang und heftig gestritten. Nun dürfte sich der für das Filialnetz zuständige Vorstandsdirektor, Herbert Götz, durchgesetzt haben.
In der Aufsichtsratssitzung am Dienstag, bei der die Neun-Monatszahlen beschlossen werden, erwarten Aufsichtsratsmitglieder Zahlen zum Redimensionierungsprogramm für die Post-Filialen. Es könnte aber auch sein, dass das Konzept erst in der Budget-Sitzung im Dezember präsentiert werde.
Was bis dato freilich auch noch fehlt: Die Zustimmung des Post-Regulators, überhaupt 400 Filialen zusperren zu dürfen. Derzeit sind beim Regulator lediglich 25 Schließungen in Ballungsräumen zur Genehmigung angemeldet. Davon sind bereits fünf fix, sie werden in Graz zugesperrt.
Bekommt der gelbe, teilstaatliche Riese für die angestrebten 400 grünes Licht, würde der ergebnismäßig enorm unter Druck stehende Filialsparte ein bisschen Luft verschaffen. Angesichts der gesenkten Konjunkturprognose dürften allerdings auch die Provisionen für den Verkauf von A1-Handys eher sinken denn steigen.
Wie viele Arbeitsplätze aufgrund der geplanten Schließungen überflüssig beziehungsweise "unterausgelastet" werden, wie es im Postbeamten-Jargon heißt, darüber gibt es noch keine Angaben. Offiziell heißt es nur, es würden laufend alle Postämter evaluiert und auch die dazugehörigen Arbeitsplätze. Widerstand gegen diese Maßnahmen ist programmiert: Postgewerkschaftschef Gerhard Fritz will diese Pläne "sicher nicht widerspruchslos hinnehmen." (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.11.2008)