Graz - Dass ein kritischer Vortrag des deutschen Psychologen Colin Goldner über den Dalai Lama in der Vorwoche an der Uni Graz vom Rektorat abgesagt wurde, sorgt weiter für Unmut. Der Kommunistische Studentenverband (KSV) glaubt nach wie vor, dass die Absage aus inhaltlichen Gründen erfolgte. Der zuständige Vizerektor Martin Polaschek sprach aber - wie berichtet - von formalen Gründen, weil neben dem KSV auch der Bildungsverein der KPÖ auf dem Plakat stand. Polaschek drohte dem KSV sogar mit einer Anzeige wegen übler Nachrede.

Nach Informationen des Standard war allerdings tatsächlich die Kritik am Dalai Lama Uni-intern ein Problem - Letzterer ist Träger des Menschenrechtspreises der Uni Graz, und Goldner bezeichnet ihn unter anderem als frauen- und homosexuellenfeindlich.

Die Absage der Veranstaltung wurde in einer Schlichtungsstelle, in der neben Polaschek Universitätsdirektorin Maira Edlinger und der ÖH-Vorsitzende Florian Ortner sitzen, beraten. Edlinger und Ortner sahen keine Gründe für die Absage. Edlinger zum STANDARD: "Ass sticht, und das Rektorat ist Ass."

Nun erhob der KSV Berufung beim Vizerektor selbst, zudem will man den Vorfall vor den akademischen Senat der Uni bringen. Auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim Ministerium überlegt der KSV-Vorsitzende Jakob Matscheko: "Es darf nicht ohne Konsequenzen bleiben, wenn das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung an unserer Uni mit bürokratischen Stiefeln getreten wird." (cms, DER STANDARD - Printausgabe, 7. November 2008)