Wien - Die Finanzkrise hat in Österreich auch die Weinviertler Sparkasse unter Druck gebracht, mit dem Alleingang wird es nun vorbei sein. Sie soll von der Erste Bank geschluckt werden. Das wurde nach einer Sitzung des Aufsichtsrates am Donnerstag Abend deutlich. In den nächsten sieben Wochen, also bis Jahresende 2008, soll alles über die Bühne gehen.

Die Weinviertler Sparkasse (Bilanzsumme 570 Mio. Euro und 22.000 Kunden in der Region im Inland) hat derzeit zwei Aktionäre: Die Privatstiftung Weinviertler Sparkasse (rund 93 Prozent) und die Sparkasse Eggenburg Privatstiftung (rund 7 Prozent).

Die zwei Stiftungen entschlossen sich nun, ihre Anteile "bis zu 100 Prozent" an die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen zu übertragen, wie es am Freitag hieß. Mindestens sollen 51 Prozent abgegeben werden, mit einem symbolischen Prozentsatz könnte es auch bei der Maximallösung bei einer Stiftungsbeteiligung bleiben. In der Finanzbranche wird derzeit davon ausgegangen, dass die Erste Bank die kleine Sparkasse schluckt.

210 Mitarbeiter hat die Weinviertler Sparkasse, davon 90 Beschäftigte in 15 Filialen in Österreich. In Tschechien und in der Slowakei gibt es Leasingtöchter, in denen 120 Leute arbeiten.

Schon länger diskutiert

Dem Vernehmen nach wurde schon länger diskutiert, dass sich die Weinviertler Sparkasse am besten unter die Fittiche des Erste-Konzerns begibt. Die jetzige Finanzmarktkrise soll das noch einmal beschleunigt haben. Die Erste Bank selbst hatte freilich wiederholt klargemacht, dass sie nicht selber aktiv auf Sparkassenaufkäufe aus ist.

Die Erste Bank sei bei der Weinviertler Sparkasse "bereit, in Verhandlungen zum Erwerb von Anteilen einzutreten", hieß es heute in einer offiziellen Information. Erste-Chefin Elisabeth Bleyleben-Koren erklärte in dieser Stellungnahme: "Wir wollen in einem nächsten Schritt gemeinsam mit Vertretern der Weinviertler Sparkasse die bestmögliche Lösung und Struktur für unsere Partnerschaft finden".

Hans Jürgen Bröder, Vorstandschef der Weinvierteler Sparkasse, sprach am Freitag von einer "strategischen Überlegung", mit einem eigenkapitalstarken und großen Bankkonzern eine Partnerschaft einzugehen. Gerade in der jetzigen Finanzmarktkrise, die alle noch Jahre spüren würden, sei es in einer solchen Partnerschaft leichter. Dass der Schritt aus einer wirtschaftlichen Schwierigkeit heraus geschehe, stellte er in Abrede. Es gebe keinen Wertberichtigungsfall und auch keinen Eigenkapitalbedarf. Zur Ertragslage machte er keine Angaben. Das sei zu früh in Zeiten wie diesen.

Bröder erwartet, dass die Verhandlungen mit der Ersten im Dezember abgeschlossen sind. Man sei ja schon im Haftungsverbund und deshalb seien die Zahlen ja auf dem Tisch. Außerdem habe es Vorgespräche gegeben.

"Bereits in den vergangenen Jahren hat es konkrete Gespräche über eine engere Anbindung an die Erste Bank gegeben. Die derzeitige Marktsituation hat uns im Entschluss bestärkt, die Zukunft unserer regionalen Sparkasse im Weinviertel gemeinsam mit einem großen, erfahrenen und sicheren Bankkonzern zu gestalten", schrieben in einer Sparkassenmitteilung heute Werner Stolarz, Vorstand der Privatstiftung Weinviertler Sparkasse und Willibald Jordan, Vorstandschef der Sparkasse Eggenburg Privatstiftung. (APA)