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Die banalste aller Erkrankungen ist immer noch nicht ganz erforscht - die Erkältung

Foto: APA/dpa/Wolfgang Kumm

Winterzeit ist Erkältungszeit. Alles schnieft, schnupft und hustet und keiner weiß bis heute genau warum. Versuche Kontakte mit Erkrankten oder den Aufenthalt in der Kälte zu meiden, um so den beharrlich wiederkehrenden Erkältungen zu trotzen, haben sich als vollkommen sinnlos erwiesen.

Undurchschaubare gewöhnliche Krankheit

Den Briten ist das Thema Erkältung ein großes Anliegen. 30 Jahre lang versuchten Wissenschaftler im weltbekannten Forschungsinstitut für Erkältungskrankheiten "Common Cold Research Unit" in Salisbury das Rätsel um die gewöhnlichste aller Krankheiten zu lösen. Am 31. Dezember 1990 schloss das Institut wegen Erfolglosigkeit seine Türen. Die Erkältung war nicht zu durchschauen.

Das Problem war der Mensch, der als Untersuchungsobjekt diente. "Unbefriedigende Versuchskaninchen", wie der Leiter der Forschungseinrichtung, Christopher Howard Andrewes, 1949 in einem Artikel beschrieb, "- jedoch die einzigen, die uns zur Verfügung stehen". Damals ließ sich eine Erkältung nur auf Affen erfolgreich übertragen und die galten als teuer und schwierig im Umgang. Erst Anfang diesen Jahres ist es britischen Wissenschaftlern gelungen, eine Maus zu züchten, die in der Lage ist sich zu erkälten. In ihrem Erbgut wurde die Struktur eines Rezeptors verändert, der den Erkältungsviren das Andocken leichter macht. Jetzt keimt wieder Hoffnung auf, dass mit dem neuen Versuchsmodell dem Schnupfen und Husten demnächst doch noch der Garaus gemacht wird.

Gesund trotz Kälte und Nässe

Doch noch ist das alles Zukunftsmusik. Andrewes Erkenntnisse und sein Bemühen darum, die Ursachen einer Erkältung zu ergründen, bleiben jedenfalls unvergessen und sind auch nachhaltig von Bedeutung. 1946 ließ er eine Gruppe junger Studenten im Anschluss an ein heißes Bad mit nassen Socken in einem zugigen und kalten Gang herumspazieren. Das Ergebnis erstaunte: Trotz Kälte und Nässe blieb der Großteil der Studenten gesund.

Gängige Erkältungsirrtümer

Damit war bereits vor 60 Jahren ein großer Irrtum aus dem Weg geräumt. Erkältung hat nichts mit Kälte zu tun. Gegen den hartnäckigen Volksglauben konnten die vielfach belegten wissenschaftlichen Studien von damals trotzdem nicht viel ausrichten. Und so ist alles beim Alten geblieben. Wenn die kalte und feuchte Jahreszeit beginnt, halten sich die meisten Menschen bevorzugt in beheizten und schlecht belüfteten Räumen auf, um nur ja nicht Opfer der nächsten Erkältungswelle zu werden.

Besser Frisch- als Heizungsluft

Die Vermutung liegt nahe, dass der Aufenthalt drinnen die Sache mit dem Schnupfen offenbar noch beschleunigt. Zumindest glaubt man heute daran. Auf den Kontakt mit dem Partner zu verzichten und die Gesellschaft erkälteter Freunde zu meiden, lohnt sich aber nachweislich nicht. Besser ist, auch in der Wohnung gelegentlich für Frischluft zu sorgen und darauf zu vertrauen, dass körperliche Zuwendung die eigene Immunabwehr am effizientesten stärkt.

Grippaler Infekt, keine Grippe

Wie auch immer, niemand kann bis heute ergründen, wie er Jahr für Jahr zu seinen Erkältungen kommt. Entscheidend ist aber zu wissen, dass eine Erkältung keine Grippe ist. Hinter einer Erkältung, von Medizinern auch als grippaler, banaler oder fieberhafter Infekt bezeichnet, stecken mehrere hundert Arten von Viren. Besonders häufig sind Adeno- Rhino- oder Coronaviren für die wässrig triefende Nase, die angeschwollenen Schleimhäute und das schlappe Gefühl verantwortlich. Alleine das Influenzavirus ist für die echte Grippe verantwortlich. Die Symptome sind denen einer Erkältung zwar ähnlich, jedoch kommen sie plötzlich und wesentlich stärker, immer von hohem Fieber begleitet.

Am wichtigsten: viel trinken

In Bezug auf die Behandlung einer Erkältung, geben auch Mediziner dem Volksmund recht: "Drei Tage kommt er, drei Tage bleibt er, drei Tage geht er". In der Regel befreit sich der menschliche Organismus ganz allein von den Viren. Wirklich Sinn macht viel trinken. Und wer unter einer verstopften Nase sehr leidet, der kann sich für ein wenige Tage das Atmen mit einem abschwellenden Nasenspray erleichtern.

Werden die Symptome schlimmer oder klingt die Erkältung nicht ab, bleibt nur den Arzt aufzusuchen. Oft hat sich das Virus dann schon in den tieferen Atemwegen, in den Ohren oder Nasennebenhöhlen eingenistet. Sind bereits Bakterien mit im Spiel, obliegt es dem Mediziner ein passendes Antibiotikum zu verschreiben.

Wer glaubt ein bisschen Sport kann bei einer banalen Erkältung nicht schaden, der tut sich nichts Gutes, denn in der Kombination sind ernsthafte Folgeerkrankungen, wie Herzmuskel- oder Lungenentzündungen, möglich. Körperliche Schonung macht auch beim banalen Schnupfen Sinn. Prophylaktisch ist aber das Gegenteil der Fall. Menschen die Sport in Maßen betreiben, werden wesentlich seltener krank. (Regina Philipp, derStandard.at, 12.11.2008)