Wie viele Helis bleiben auf dem Boden? Der ÖAMTC droht mit der Schließung von neun Standorten. Für die Sozialversicherungen keine Katastrophe: Die sehen ein Überangebot.

Wien - Stirbt man eher, wenn kein Helikopter fliegt? Ja, zitiert Wolfgang Voelckl aus einer US-Studie. Das Risiko, nach einem Unfall oder einer plötzlichen Erkrankung das Leben zu verlieren, war in einer ländlichen Region viermal höher, nachdem dort der Stützpunkt eines Notarzthubschraubers aufgelöst worden war. Was auch für die Christophorus-Flotte des ÖAMTC eine wichtige Argumentationshilfe im Streit ums Geld sein könnte. Allerdings ist Voelckl nicht ganz unvoreingenommen: Er leitet die Christophorus-Notärzte.

Wie berichtet, hat der Autofahrerclub im Oktober seine Verträge mit der Republik für neun Heli-Standorte gekündigt. Ab 1. Jänner 2011 würden so nur noch sieben Einsatzbasen übrigbleiben. Bei einer Enquete anlässlich des 25. Geburtstages der Flugrettung betonte das Christophorus-Team neuerlich die Notwendigkeit des Schrittes. Denn viele Einsätze würden nicht bezahlt, da Sozialversicherungsträger im Nachhinein zu dem Schluss kommen, der Flug wäre nicht notwendig gewesen. Und selbst bei den bezahlten Einsätzen bekomme man von den 1800 Euro Kosten nur die Hälfte erstattet.

Was für Notfallmediziner Voelckl unverständlich ist. "Die Gesamtkosten von Bergung und Behandlung eines Schwerverletzten betragen 60.000 Euro", rechnet er vor. "Die Hubschrauberbergung macht daher nur drei Prozent aus." Und das, obwohl beispielsweise bei einem Schlaganfall die Chance, vollständig zu genesen um fünf bis 20 Prozent höher ist, wenn man mit dem Heli statt dem Notarztwagen ins richtige Spital gebracht worden ist.

Dass die Rettung aus der Luft eine intelligente Lösung bei schweren Verletzungen und Erkrankungen ist, bestreitet man beim vom ÖAMTC gescholtenen Hauptverband der Sozialversicherungsträger nicht. "Wir arbeiten derzeit an einer Lösung", sagt Pressesprecher Dieter Holzweber im Gespräch mit dem Standard.

Ein Problem seien aber die Überkapazitäten. Denn nicht nur der ÖAMTC, sondern auch andere Private bieten vor allem im Winter Heli-Hilfe an. "In der Wintersaison gibt es insgesamt 36 Standorte. Eine Bedarfsanalyse von uns hat ergeben, dass nur 16 Stück notwendig sind." Es sei vernünftiger, die Standorte zu reduzieren, die Auslastung dort zu erhöhen und dafür angemessen zu bezahlen.

Zum Vergleich zieht er auch eine Expertise der Uni München heran. In Bayern, das ebenso vom alpinen Gelände bis zum dünner besiedelten ländlichen Raum alles zu bieten hat, werden für die gleiche Einwohnerzahl nämlich nur acht Standorte benötigt. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 12.11.2008)