Bild nicht mehr verfügbar.

Nach den Worten von Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz wird auch über die Reduzierung der Wochenarbeitszeit nachgedacht.

Foto: dpa

Zehn Prozent weniger Autoproduktion, Einführung der 30-Stunden-Woche, weniger Gehälter für Manager - während der deutsche Autobauer Opel am Mittwoch seine Pläne für das Jahr 2009 bekannt gab, sorgte der börsennotierte Solarzellen-Hersteller Solarworld in Deutschland für Verblüffung. Der Bonner Konzern (700 Millionen Euro Umsatz) will die vier deutschen Opelwerke sowie das Entwicklungszentrum übernehmen und daraus Europas ersten "grünen Autokonzern" mit Elektro- und Hybridfahrzeugen machen.

Die deutsche Regierung wollte das Offert nicht bewerten, Händler an der Frankfurter Börse sprachen von einem "PR-Gag", die Solar-Aktie sackte zeitweilig 20 Prozent ab. Doch Solarworld-Chef Frank Asbeck erklärte, dies sei "kein Scherz" und konkretisierte sein Angebot: Er habe Barmittel in Höhe von 250 Millionen Euro und könne Banklinien von 750 Millionen Euro bereitstellen. Einsteigen würde er unter zwei Bedingungen: Opel müsse vom US-Mutterkonzern General Motors (GM) komplett getrennt werden. Außerdem will Solarworld eine Kompensationszahlung von 40.000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz. Diese "Mitgift" entspricht einer Milliarde Euro, somit wäre Opel für Solarworld ein Geschenk. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält das Angebot nicht für ganz abwegig: "Es wäre eine Herkulesaufgabe, aber nicht völlig unmöglich."

Eine deutlich konkretere Hilfe wurde in Hessen auf den Weg gebracht, wo sich das Opel-Stammwerk befindet (Rüsselsheim). Vor der Auflösung des Landtages, brachte das Landesparlament noch eine 500-Millionen-Euro-Bürgschaft für Opel auf den Weg. So weit ist man im Bund noch nicht. Kanzlerin Angela Merkel hat zwar eine Staatsbürgschaft in Aussicht gestellt, lässt ihre Experten aber noch rechnen. Laut FAZ braucht Opel im "schlimmsten anzunehmenden Fall" eine Bürgschaft über 1,8 Milliarden Euro.

Erinnerung an Holzmann

Für Merkel wäre es eine Erleichterung, das Thema Opel vom Tisch zu haben. Sie schaut lieber auf VW, wo die Bänder unverändert weiter laufen. Denn in ihrer Partei gärt es wegen der ins Auge gefassten Staatshilfen für den Autobauer. So meint der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU): "Ich teile die Auffassung, das Opel ein Sonderfall ist, nicht." Er fordert zur Not auch Hilfe für andere. Hingegen ist der Chef des Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs, gegen jede Subvention: "Das können wir uns nicht leisten."

Kritiker erinnern in diesen Tagen stets an den Fall Holzmann. "Gerhard, Gerhard", skandierten hunderte Beschäftigte des angeschlagenen Baukonzerns 1999, als der damalige Kanzler Gerhard Schröder Beihilfen von 128 Millionen Euro in Aussicht stellte, um tausende Arbeitsplätze zu sichern. Doch zweieinhalb Jahre später war das Unternehmen pleite.

Ähnlich erging es dem bayerischen Stahlwerk Maxhütte in den Neunziger Jahren. Bund und Bayern versuchten das Werk und 1400 Jobs mit zinsgünstigen Darlehen vor der Insolvenz zu retten - es gelang nicht. Auch der bayerische Flugzeugbauer Fairchild Dornier schaffte es trotz einer Staatsbürgschaft nur noch zwei Jahre lang, bis er 2002 Insolvenz anmeldete.(Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.11.2008)