Peking - Bei heftigen Protesten gegen die Enteignung von Grundstücken sind im Nordwesten Chinas wütende Bürger mit Eisenstangen und Äxten auf Polizisten und Funktionäre losgegangen. Wie die örtlichen Behörden am Mittwoch mitteilten, wurden dabei in der Stadt Longnan in der Provinz Gansu am Dienstag 60 Menschen verletzt, darunter zahlreiche Polizeibeamte und örtliche Funktionäre.

Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua waren in Longnan rund 2000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Abriss von mehreren Häusern für den Bau eines Behördensitzes zu protestieren. Die Kommunistische Partei versuchte zu beschwichtigen.

Kader und Polizisten attackiert

"Mit Eisenstangen, Schlagketten, Äxten und Hacken haben die Demonstranten die Kader und Polizisten attackiert", teilten die Behörden von Longnan auf ihrer Internetseite mit. Zudem hätten sie vor dem Verwaltungssitz der Stadt Steine und Blumentöpfe auf die Einsatzkräfte geworfen und versucht, einen Feuerwehrzug zu entführen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die wütende Menge vor.

"Obwohl wir die Fenster geschlossen hatten, war der Gestank des Gases überall", berichtete die Rezeptionistin eines Hotels der Nachrichtenagentur AFP. Amateur-Videos, die auf der Internetplattform Youtube veröffentlicht wurden, zeigten eine starke Polizeipräsenz. Auf einer der Aufnahmen war auch zu sehen, wie vermutlich ein Polizist auf jemanden einschlug.

Medienberichten zufolge war die Lage in Longnan bereits am Montagnachmittag außer Kontrolle geraten, nachdem sich rund 30 Bürger aus Protest gegen die schlechten Konditionen bei der Enteignung ihrer Häuser vor dem Amtssitz versammelt hatten. Wegen Streitigkeiten mit dem Staat um Grundeigentum kommt es in China immer wieder zu Protesten.

Die Kommunistische Partei warf den Behörden von Longan Versagen vor. Der Vorfall zeige, dass "einige örtliche Regierungen die Interessen der Bürger ignorieren", kommentierte das Sprachrohr der KP, die Zeitung "People's Daily". Hätten die Behörden den 30 Protestlern vom Montag zugehört, wäre es nicht zu der Massendemonstration gekommen, hieß es in dem Artikel weiter. (APA)