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Eric Holder (57) ist als Justizminister im Gespräch.

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Alte Freunde: Holder war während der Amtszeit von Bill Clinton stellvertretender Justizminister.

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Barack Obama und Eric Holder haben sich bei einem Dinner vor vier Jahren in Washington kennengelernt. Danach sagte Holder, er sei von dem jungen Senator aus Illinois sofort beeindruckt gewesen. Eine Einschätzung die er beibehalten sollte. Holder war schon im Wahlkampf in Obamas Beraterteam für Rechtsfragen zuständig und er spielte eine wichtige Rolle bei der Wahl von Joe Biden zu Obamas Vize-Kandidat. Jetzt ist Obama der gewählte US-Präsident und Holder soll das Justizministerium übernehmen.

Noch ist aber nichts offiziell: Das Obama-Team prüft seinen Lebenslauf auf eventuelle Schwachstellen und es gibt noch keine ofizielle Stellungnahme von Holder. Die offizielle Ernennung würde wohl ohnehin erst erfolgen, wenn auch das Finanz- und Außenministerium vergeben sind. Sollte Holder den Posten annehmen, wäre der 57-Jährige der erste Afroamerikaner in diesem Amt und ein weiteres Regierungsmitglied, das bereits während der Amtszeit von Präsident Clinton ein politisches Amt inne hatte. Holder arbeitete ab 1997 als Deputy Attorney General (als stellvertretender Justizminister) unter Janet Reno. 

Bescheidene Verhältnisse

Der 57-jährige Holder wuchs im New Yorker Stadtteil Queens in bescheidenen Verhältnissen auf. Beide Elternteile sind auf Barbados geboren. Bis er zehn Jahre alt war besuchte er eine öffentliche Schule. Ein Begabtenförderungsprogramm ermöglichte ihm danach den Wechsel an die Stuyvesant High School in Manhattan - eine der bekanntesten Eliteschulen der USA. Holder hat einen Abschluss der Columbia University in Geschichte und besuchte danach die Columbia School of Law.

Das Justizministerium ist für den Juristen kein unbekanntes Gebiet. Nach seinem Studium arbeitet er dort in der Abteilung für "Public Integrity" - etwa Antikorruptions-Abteilung. Im Jahr 1988 wechselte er als Richter an den Superior Court des District of Columbia. Fünf Jahre später verlässt er die Richterbank und arbeitet bis 1997 als Staatsanwalt. Dann kehrte er als Janet Renos Vize ins Justizministerium zurück.

Dunkle Flecken

Aus dieser Zeit stammt auch der einzige dunkle Fleck auf der ansonsten makellosen weißen Weste des dreifachen Familienvaters: Holder unterstützte Bill Clinton, als dieser am letzten Tag seiner Amtszeit die Anklage gegen den wegen Steuerbetrug gesuchten Rohstoffhändler Marc Rich fallen ließ. Rich war 1983 vom damaligen Staatsanwalt Rudy Giuliani angeklagt worden. Es wurden ihm insgesamt 51 Delikte vorgeworfen. Darunter Steuerhinterziehung, Betrug und organisierte Kriminalität. Mögliches Strafausmaß: 325 Jahre Gefängnis. Rich war wenige Monate zuvor in die Schweiz gezogen. Zu einem Prozess kam es nie. Für einen schalen Beigeschmack der Begnadigung sorgen auch die Spenden von Richs Ex-Frau Denise für Clintons Präsidentschaftsbibliothek. Obamas Team misst dem Vorfall kaum Bedeutung zu. Auf jeden Fall zu wenig, als dass er eine Berufung zum Justizministerium verhindern könnte.

Einfach wird Holders Aufgabe allerdings nicht. Er übernimmt eine Behörde, die in den vergangenen Jahren den Ruf bekam, allzuoft politische Wünsche über rechtliche Vorgaben zu stellen. Selbst einige Republikaner kritisieren mittlerweile, dass unter Bush Bürgerrechte unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung beschnitten wurden. Außerdem fällt in Holders Zuständigkeit die Umsetzung von Obamas Wahlversprechen das umstrittene Gefangenenlager Guantanamo zu schließen. (mka, derStandard.at, 19.11.2008)