Polizisten transportieren die Leiche ihres erschossenen Kollegen ab. Ermittler vermuten, dass die Täter einen Anschlag planten

Rom - Zwei mutmaßliche Terroristen haben am Sonntag in einem Zug zwischen Rom und Florenz einen Polizisten erschossen und einen weiteren schwer verletzt. Der mutmaßliche italienische Linksextremist Mario Galesi ist im Krankenhaus der toskanischen Stadt Arezzo gestorben. Galesi war am Nachmittag notoperiert worden.

Offenbar neuer Anschlag geplant

Die beiden mutmaßlichen Terroristen haben offenbar einen Anschlag geplant. Dies vermuten italienische Anti-Terror-Ermittler, die die beiden Verdächtigen vernehmen. Es handelt sich um die 43-jährige Desdemona Lioce, die einer neugegründeten Zelle der linksextremistischen Terrorgruppe "Rote Brigaden" angehören soll.

Sie soll Verbindungen zur Terrororganisation haben, die im Mai 1999 den Arbeitsrechtsexperten Massimo D'Antona vor seiner römischen Wohnung erschossen hatte. Gegen sie hatte die Polizei einen Haftbefehl erlassen.

Der zweite mutmassliche Terrorist heißt Mario Galesi. Er soll eine entscheidende Rolle bei der Neugründung der Roten Brigaden Ende der 90-er Jahren gespielt haben. Zu der Schießerei war es am Sonntag während einer polizeilichen Routinekontrolle in einem Regionalzug gekommen. Augenzeugen berichteten, Galesi habe eine Waffe an den Kopf des Polizisten gehalten und ihn getötet. Danach habe er auf einen anderen Polizisten geschossen, der schwer verletzt wurde. Ein dritter Polizist konnte Galesi stoppen, nachdem er auf ihn schoss und ihn verletzte.

Es sei nicht üblich, dass Terroristen mit öffentlichen Verkehrsmitteln und falschen Dokumenten unterwegs seien, berichteten die Ermittler. In den vergangenen Tagen hatte Innenminister Giuseppe Pisanu vor der Gefahr neuer terroristischer Attentate in Italien gewarnt. Vor einem Jahr, im März 2001, war der Arbeitsrechtsexperte Marco Biagi von einem linksextremistischen Kommando in Bologna erschossen worden.

Ciampi: "Der Kampf ist nicht zu Ende"

Italiens Staatschef Carlo Azeglio Ciampi zeigte sich wegen des Todes des Polizeibeamten erschüttert. Er sprach dem italienischen Polizeichef Gianni De Gennaro und den Familienangehörigen des Opfers sein Beileid aus. Der Vorfall sei ein Beweis, dass der Kampf gegen den politischen Terror nicht zu Ende sei. (APA/dpa)