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Laurent Nkunda, Rebellenchef

Foto: APA/EPA/Dolega


Rutshuru/Kongo - Erstmals seit der Eroberung weiter Gebietsteile im Osten des Kongo hat sich Rebellenführer Laurent Nkunda direkt an die Bevölkerung gewandt. Bei einer Kundgebung vor tausenden Menschen in Rutshuru rief er zur Unterstützung seiner Einheiten auf. "Habt keine Angst", ermutigte er die Menge. Und unter Anspielung auf die UNO-Friedenstruppe im Kongo fügte er hinzu: "Es sind nicht Ausländer, die den Frieden bringen."

"Wir werden nicht akzeptieren, dass Außenseiter herkommen und hier für Sicherheit sorgen wollen", wandte sich Nkunda gegen die kürzlich beschlossene Aufstockung der UNO-Truppen im Kongo. Die Kongolesen müssten entweder die "Revolution" seiner Rebellenorganisation CNDP unterstützen oder gemeinsam mit der UNO-Mission (MONUC) "den Mund halten". "Wenn ihr darauf wartet, dass die MONUC euch Frieden bringt, dann könnt ihr bis in alle Ewigkeit warten."

"Wir sind alle Kongolesen"

Die ethnischen Konflikte in der Region spielte Nkunda mit der Bemerkung herunter: "Wir sind alle Kongolesen!" Seine Truppen wollten die Minderheiten schützen, insbesondere Tutsi, die vor dem Völkermord in Ruanda 1994 in den Osten des Kongo flohen. Diese werden häufig noch von ruandischen Hutu-Milizen verfolgt. Journalisten in der Region haben berichtet, dass die kongolesischen Regierungstruppen mit diesen Milizen gemeinsame Sache machen.

Kritiker werfen Nkunda indessen vor, seine Leute hätten - wie die Regierungssoldaten - geplündert, vergewaltigt und gemordet. Letztlich gehe es dem Rebellenführer nur um die Macht. Auf der Kundgebung untermauerte Nkunda seinen Führungsanspruch, indem er neu ernannte Bürgermeister für die von ihm kontrollierten Städte und Dörfer vorstellte.

Nkundas Rebellen wird auch vorgeworfen, Wucherzölle im Ostkongo zu verlangen. "Ein Zehn-Tonnen-Laster mit Holz muss umgerechnet 200 Dollar (knapp 160 Euro) zahlen", berichtete eine UNO-Mitarbeiterin, "einer mit Maniok 150 Dollar und einer mit Holzkohle 150 Dollar". In der Provinzhauptstadt der Krisenregion Nord-Kivu, Goma, seien Lebensmittel dadurch inzwischen derart teuer, dass viele Flüchtlinge sich prostituierten, um zu überleben, und selbst gebrannten Alkohol tränken, um den Hunger nicht mehr zu spüren. Seit Beginn der Kämpfe zwischen Nkundas Rebellen und Regierungstruppen Ende August hätten sich Grundnahrungsmittel wie Maniok und Reis im Ostkongo um 115 Prozent verteuert.

Seit Ende Oktober stehen Nkundas Truppen vor den Toren der Provinzhauptstadt Goma. Trotz einer einseitig ausgerufenen Waffenruhe kommt es immer wieder zu Gefechten. Die Kämpfe eskalierten im August und führten zur Flucht von einer Viertel Million Menschen.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag geschlossen dafür gestimmt, die 17.000 Mann starke MONUC wie von Frankreich gefordert um 3.000 Soldaten und Polizisten aufzustocken, um die Gewalt im Ost-Kongo in den Griff zu bekommen. Die Truppenverstärkung ist zunächst nur bis Jahresende geplant, kann jedoch zusammen mit dem gesamten MONUC-Mandat - das ebenfalls am 31. Dezember ausläuft - verlängert werden. Die MONUC ist die größte aller Blauhelm-Missionen, allein in Nord-Kivu sind rund 5.000 Mann stationiert. (APA/AP)