Moskau - Im Prozess um den Mord an der regierungskritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat die Generalstaatsanwaltschaft die Absetzung des zuständigen Militärrichters beantragt. Der Richter Jewgeni Subow müsse das Verfahren wegen Befangenheit abgeben, forderte die Anklagebehörde am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Der Richter hatte mit seiner Entscheidung aus der Vorwoche, die Öffentlichkeit von der Verhandlung auszuschließen, Protest ausgelöst.

Der Strafverteidiger Murat Mussajew teilte mit, dass die Verhandlung nun wieder öffentlich sein werde. Er sagte auch, dass laut Anklageschrift ein namentlich nicht genannter russischer Politiker den Mord 2006 in Auftrag gegeben habe. Mussajew vertritt vor Gericht drei Männer, die wegen Beihilfe zum Mord angeklagt sind. Die Staatsanwaltschaft teilte dagegen mit, der Auftraggeber sei bis heute unbekannt.

Scheue Geschworene

Das Gericht hatte in der Vorwoche den Prozess mit der Begründung für nichtöffentlich erklärt, die Geschworenen scheuten die Präsenz der Medien im Gerichtssaal. Einer der Geschworenen, ein Dachdecker, erklärte daraufhin öffentlich, dass diese Begründung eine Lüge sei. Der Handwerker wurde am Dienstag von seiner Funktion als Geschworener entbunden, weil er unerlaubt mit den Medien gesprochen habe.

Seit der Ermordung Politkowskajas vor zwei Jahren wird in Russland über die Hintermänner der Tat spekuliert. Politkowskaja hatte in ihren Berichten über den Krieg in Tschetschenien auch dem Kreml eine Mitverantwortung für Verbrechen an der Zivilbevölkerung gegeben. (APA/dpa)