Linz - Flinke Hände löten winzige Metallstifte auf Brillenbügel. Mehr als hundert Stück davon schaffe sie in der Stunde, erzählt die junge Arbeiterin. Ihre Kollegin bestückt fertige Gestelle mit Kristallen. Von ihnen abgeschirmt sprühen Maschinen bunten Lack auf die Bügel.

Brillen sorgen in Linz für 900 Arbeitsplätze. Seine Familie bemühe sich, alle auch in Zukunft zu erhalten, sagt Klaus Schmied, Chef und Eigentümer von Silhouette. Nicht, dass er die Verlagerung der Produktion nicht überlegt hätte. Aber einem Werk in China könne er einfach nichts abgewinnen. "Wir sind halt gerne in Oberösterreich."

Schmied stellt mit seinem Bruder in zweiter Generation Brillen für den Weltmarkt her. Drei Millionen Stück verlassen jährlich Linz, ein Drittel davon unter den Marken Adidas und Swarovski. Gut 160 Arbeitsgänge stecken in einer Brille - was zu personalintensiv ist, wandert zum eine Fahrstunde entfernten tschechischen Tochterbetrieb.

Schmerzliche Einschnitte durch die Finanzkrise fürchtet Schmied nicht. Von Banken unabhängig zu bleiben und aus eigener Kraft zu investieren, diese Prinzipien hätten ihm die Eltern mitgegeben, sagt er. "Eine hohe Eigenkapitalquote hilft, wenn es links und rechts kracht." Silhouette sei vor Absatzeinbußen nicht gefeit, belastend sei auch der schwache Dollar. Durch den Vertrieb in weltweit 100 Länder ließe sich aber vieles ausbalancieren.

Das Familienunternehmen stattet seit acht Jahren die Nasa mit Titanbrillen aus und zählt damit zu den Marktführern im All. Wie die meisten Menschen verlieren eben auch Astronauten mit höherem Alter an Sehkraft, weiß Schmied. Zur Brille "made in Linz" greifen auch die Wiener Philharmoniker und der Serienheld David Caruso von CSI Miami. Alle freiwillig, versichert Schmied. Einen Star eingekauft habe er noch nie. Was schmerzt ist die wachsende Zahlen an Plagiaten. Die Linzer ließen deswegen auch schon einmal Messestände mit Fälschungen räumen.

Silhouette erzielt Gewinne und setzt mit insgesamt 1630 Mitarbeitern heuer 200 Millionen Euro um. Mit der zunehmend älteren Bevölkerung wachse auch der Markt für Brillen, sagt Schmied. Die Kontaktlinse sei keine echte Konkurrenz. Internationale Mitbewerber sind in Europa rar geworden. Die deutsche und französische Brillenindustrie verlagerte nach China. Auch die Italiener brechen ihre Zelte ab: In Österreich schlossen sie 2003 das Carrera-Optyl-Werk in Traun. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2008)