Schon 2004 begann der Kreislauf mit den Geschäften rund um Constantia Privatbank und die beiden Immo-Gesellschaften

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Wien - Die einstigen Immofinanz- und Immoeast-Vorstände, Karl Petrikovics und Christian Thornton, haben am 31. Juli einen Sonderbericht an den Aufsichtsrat der zwei Gesellschaften übermittelt. Die Auskunft hatte der Aufsichtsrat unter Wolfgang Reithofer am 17. Juli beauftragt. Reithofer (zog sich im November zurück) war rund um die Ablöse der Managementverträge der Constantia Privatbank (CPB) offenbar auf 512 Mio. Euro an offenen Forderungen der Immoeast gegen die Immofinanz Beteiligungs AG (Ibag) gestoßen - die "Anleihe".

Dieser Betrag stammt aus einem abrupt gestoppten Geldringelspiel. Seit 2004 hatten CPB-Töchter mit Geld der Immoeast (in Summe rund zwei Mrd. Euro), das über die Ibag floss, mit Immofinanz- und Immoeast-Aktien gehandelt. Allein 2006 soll die Bank (damals Christine de Castelbajac zuzurechnen, fünf Prozent hielt Petrikovics) so 50 Mio. Euro Gewinn verbucht haben. Ab 2007 fielen die Kurse, das Spiel ging nicht mehr auf.

Kredit an die Mutter

Zunächst beschreiben die Ex-Vorstände den Kredit der Immo-east an ihre Mutter Immofinanz: "Aufgrund der hohen frei verfügbaren Liquidität aus den Kapitalerhöhungen hat Immoeast laufend Mittel im Wege einer Barvorlage ... mittelbar der Immofinanz" überwiesen.

"Der Vorstand ging davon aus, dass keine Genehmigungserfordernis bestand." Abgesehen von Buchungsbelegen "gab es aus gebührenrechtlichen Gründen keine schriftliche Dokumentation". Am 31. Juli 2008 wurde der Aufsichtsrat über die Forderungen Immo-east gegen Immofinanz ajouriert: 1,74 Mrd. Euro per 24. Juli.

Wozu das Geld diente? Für "Gestionierung und Investitionen von Immoaustria und Immowest-Gesellschaften" . Auch zum Aktienkauf? Das war nur zeitlicher Zufall, denn laut Petrikovics hätten die Immoeast-Aktien genau so gut ohne die Hilfe der Tochter Immo-east finanziert werden können, etwa durch offene Kreditlinien.

Alles war erlaubt

Auch über die ominöse 900-Mio.-Euro-Anleihe an die Ibag (sie bestreitet die Existenz) wurde der Aufsichtsrat nicht informiert. Die Manager räumen aber ein, dass "in der konkreten Situation auf Grund der atypischen Umstände der Zeichnung ... eine Genehmigung ... in Betracht zu ziehen" gewesen wäre. Höhe der Forderungen: fast 265 Mio. Euro aus der "Anleihe" sowie 247 Mio. Barvorlage - macht 512 Mio. Euro per 30. April 2008.

Was mit atypisch gemeint sein könnte: Allein von Mai 2007 bis 30. April 2008 gibt es 132 Überweisungen von der Immoeast, in der Höhe von 100 Euro bis 195 Mio. Euro. An der "Rückführung und Einbringlichkeit" zweifelten die damaligen Chefs aufgrund "rechtlich verbindlicher Erklärungen und Bonitätsnachweise" nicht.

Wie der Geldfluss weiterlief wird bis ins letzte Detail dokumentiert: Als seitenlange "Zahlungsübersicht von Zwischenfinanzierungen der Immofinanz bzw. Immoeast an die Immofinanz Corporate Finance Consulting GmbH und Ibag" . Beide Firmen gehören Vaduzer Stiftungen, und dienten ab 1. Jänner 2004 als Drehscheibe: "Die Mittel wurden als Barvorlagen an Gesellschaften im Einflussbereich der CPB weitergegeben", so die Exmanager.

2004, 2005 und 2006 seien von diesen Gesellschaften "kurzfristig" auch Immo-Aktien gehalten worden; "gegebenenfalls sollten damit auch Kaufwünsche befreundeter Investoren rasch bedient werden können" . 2006 kauften die Banktöchter "auch direkt aus der Kapitalerhöhung".

Verbotene Finanzierung des Kaufs eigener Aktien sei das laut einer "Beurteilung" von WU-Professor (und Ibag-Aufsichtsrat) Christian Nowotny nicht; auch keine verbotene Einlagenrückgewähr.

2007 begannen die Probleme, Rudolf Fries nahm einen Teil ab, kaufte Anfang 2008 Immofinanz-Aktien. Petrikovics und Thornton schreiben: "Die Ibag hat damit 637,76 Mio. Euro der emittierten Anleihe getilgt".

Freilich waren nun auch noch Immoeast-Aktien in anderen CPB-Töchtern (gehören heute der niederländischen Constantia Packaging B. V.) übrig. Laut Bericht haben diese Gesellschaften "im Auftrag eines vermögenden Privatinvestors gekauft, der ... die Verantwortung für die Rückführung der Finanzierung trägt". Und die B. V. garantiere der Immoeast die "Rückführung noch offener Beträge". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11.2008)