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Sieht großes Potenzial in Italien und will sich einen Gutteil davon sichern: der Chef der deutschen Fluglinie Lufthansa, Wolfgang Mayrhuber.

Foto: APA/dpa/Stefano Rellandini

Trotz laufender Gespräche über einen Einstieg bei Alitalia setzt Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber den Italienern eine eigene Gesellschaft vor die Nase. Beobachter werten das als Druckmittel.

Mailand – Lufthansa will ab 2009 den italienischen Markt aufmischen und wappnet sich für die Möglichkeit, dass letztlich doch Air France-KLM bei Alitalia zum Zug kommt und nicht der deutsche Kranich. Politische Beobachter werten die eben erfolgte Gründung der neuen Gesellschaft Lufthansa Italia als Druckmittel, eine Entscheidung bei der Alitalia-Privatisierung herbeizuführen.

Lufthansa befindet sich nach wie vor in Gesprächen über eine Beteiligung an dem angeschlagenen Wettbewerber, der gerade mit italienischen Investoren rund um das Konsortium CAI einen Neustart wagt. An einem Anteil von zunächst rund 20 Prozent ist allerdings auch der europäische Marktführer Air France-KLM interessiert. Beide wollen sich den lukrativen italienischen Markt nicht entgehen lassen.

"Das Engagement bei den Austrian Airlines wird sich keineswegs auf eine mögliche Beteiligung der Lufthansa bei Alitalia auswirken", bestätigte Lufthansa-CEO Wolfgang Mayrhuber am Mittwoch anlässlich der Präsentation der neuen Gesellschaft "Lufthansa Italia" in Mailand. Europa müsse sich mit einer breit aufgestellten Airline gegenüber den wachsenden Zusammenschlüssen in den USA und den neuen Megametropolen in Asien rüsten.

Er habe auch das Gefühl, dass die zuständigen EU-Behörden keine Einwände gegen die geplante Staatshilfe an die AUA erheben werden. Schließlich sei es das erste Mal; und die Staatshilfe liege im Bereich der Logik.

In den kommenden Wochen muss sich der Präsident der Alitalia-Nachfolgegesellschaft CAI, Roberto Colaninno, entscheiden, ob Air France-KLM oder Lufthansa zum strategischen Partner gekürt wird. "Wir verhandeln mit Herrn Colaninno. Bis jetzt wurde aber noch keine Entscheidung getroffen", sagte Mayrhuber. "Vorerst muss CAI, besser gesagt: die neue Alitalia ihren Geschäftsplan präsentieren und die Flugtätigkeiten aufnehmen."

Der Start war ursprünglich für 1. Dezember vorgesehen, dürfte sich nun aber mindestens bis Mitte Jänner 2009 verzögern, schätzt man in unternehmensnahen Kreisen.

Auf die Frage, ob Lufthansa auf einer Beteiligung bis zu 50 Prozent bei Alitalia und ein Mitspracherecht bestehe, meinte Mayrhuber, es sei zu früh, über entsprechende Details zu sprechen. Es seien keine Verhandlungen mit der Regierung im Gange, nachdem Regierungschef Silvio Berlusconi kürzlich wissen ließ, dass er Lufthansa als strategischen Partner für Alitalia Air France-KLM vorziehe.

Die ab Jahresbeginn 2009 operative Lufthansa Italia wird vom Mailänder Airport Malpensa acht neue Europa-Flüge zum Preis von 99 Euro anbieten. Zu den neuen Zielen zählen Barcelona, Madrid, Brüssel, Budapest, Bukarest, Paris, London und Lissabon. Mittelfristig sei eine Ausweitung der Flüge auch auf interkontinentale Strecken möglich.

Lufthansa wird vorerst das Personal in Italien um 120 Personen aufstocken. Der Lufthansa-Chef hat wissen lassen, dass später auch ein Engagement in anderen Sparten, etwa im Cargogeschäft oder beim Catering, möglich sei. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.11.2008)