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Foto: AP Photo/Mahesh Kumar A

Oslo - Abgase aus dem Straßenverkehr beeinträchtigen die globale Erwärmung stärker als die von Schiff, Flugzeug oder Bahn verursachten. Das behaupten Wissenschaftler vom Zentrum für internationale Klima- und Umweltforschung in Oslo in einer Studie, die in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht wurde. Bei der Untersuchung des kurz- und langfristigen Einflusses der Transportabgase berücksichtigten sie neben dem CO2 auch alle anderen bekannten klima-relevanten Komponenten. Sie orientierten sich dabei an den Folgen der globalen Abgase auf das Klima und werden diese Ergebnisse in einem Folgeprojekt auf die Auswirkung pro Passagierskilometer umrechnen.

Klimasünder Nummer eins am Transportsektor ist nach dieser Betrachtungsweise der Straßenverkehr. "Er hat einen besonders dominierenden Effekt auf die Temperatur, sowohl kurz- als auch langfristig", betont Studienleiter Jan Fuglestvedt. Der Abgasausstoß im heutigen Straßenverkehr führe sowohl heute als auch noch in 100 Jahren zu einem Temperaturanstieg, der den vom Flugverkehr verursachten sechsmal übertreffe. "Grund für diese langfristigen Folgen ist der mengenmäßig weit höhere Treibstoffverbrauch und der höhere CO2-Ausstoß", so Fuglestvedt. In diesem Licht sei der globale Anstieg der Autozahl besonders besorgniserregend.

Klimakühlendes Gift von Schiffen

Im Gegensatz dazu weisen die Abgase aus dem Flugverkehr vor allem kurzfristige Effekte der Klimaerwärmung auf. Die Ursache dafür ist der hinterlassene Wasserdampf in Kondensstreifen und Federwolken. Der Flugverkehr sei zwar schuld an zwei bis drei Prozent des gesamten vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes, doch müssen laut Studie auch Effekte außerhalb kausaler Zusammenhänge berücksichtigt werden. Zumindest kurzfristige Kühlung bringt laut Studie der Schiffsverkehr. Schiffsabgase enthalten große Mengen Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxyde (NOx). Diese bewirkten im Zeitraum von 30 bis 70 Jahren eine Kühlung, doch darüber hinaus eine Erwärmung aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes.

Die Wissenschaft habe noch sehr wenig Einblick in die Wechselwirkung der Abgase mit der Temperatur, sagt Fuglestvedt. "Diese Unsicherheit muss durch mehr Forschung verringert werden." Untersuchungen der Auswirkung des Transports auf das Klimas müssten nicht nur die Abgasmengen, sondern auch die Reaktion der vielfältigen Abgaskomponenten miteinander und mit dem Klima berücksichtigen. Diese Komponenten hätten zu verschiedenen Zeitpunkten sowohl zur Erwärmung als auch zur Abkühlung beitragen. Derzeit wird diskutiert, ob die Abgase aus Schifffahrt und Flugverkehr in ein Kyoto-Nachfolgeprotokoll aufgenommen werden sollen. (pte)