Wien - Es gibt so Tage, da geht aber wirklich gar nichts rein. Vielleicht ist Rapids Kapitän Steffen Hofmann am Samstag mit dem falschen Fuß aufgestanden. Vielleicht hat er irgendwann einmal in seiner Kindheit nicht brav aufgegessen, und der liebe Gott hat sich mit Verspätung daran erinnert. Jedenfalls wollte das Runde partout nicht ins Eckige, Hofmann sagte nach dem Match gegen Altach: „Ich hätte noch drei Stunden schießen können, und ich hätte nicht getroffen. Wie vernagelt."

Ja, er hätte noch berühmter werden können, obwohl er in Hütteldorf ohnedies „Fußballgott" genannt wird. Zwischen der 40. und 44. Minute hat Hofmann drei Sitzer vergeben, das hätte ein geschichtsträchtiger Hattrick werden können. Von wegen so viele Tore in so kurzer Zeit. Und der Elfmeter nach der Pause war auch eine dicke Chance, der Nachschuss eine dickere. „Ich hätte sogar noch drei Tage spielen können." Aufgrund von Hofmanns Versagen hat Rapid lediglich 8:1 gewonnen. Der Kapitän hat sich bei den Kollegen entschuldigt. „Wichtiger ist der Erfolg der Mannschaft, es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten."

Rapid gegen Altach in der Saison 2008/09 ist charmant. Erst ein 7:2 in Vorarlberg, vor drei Wochen ein 5:1 und nun ein 8:1 im Hanappi-Stadion. Die Addition ergibt ein Torverhältnis von 20:4, Stefan Maierhofer und Erwin Hoffer trafen je siebenmal, der dritte Stürmer, Nikica Jelavic, fünfmal. Altachs Verteidiger Patrick Pircher stellte nach dem dritten Desaster fest: „Wir bekommen Rapids Stürmer nicht in den Griff, wir geben ihnen zu viele Räume."

Grün und weiß

Kugelblitz Ailton hatte diesmal immerhin deutlich mehr Ballkontakte als beim 1:5 aufzuweisen, das lag daran, dass er öfter den Anstoß ausführen durfte. Beim 2:7 war er übrigens noch irgendwo in der Ukraine verschwunden, dort will er nicht mehr hin. Ailton: „Auf dem Feld war alles nur grün und weiß. Man sollte darüber gar nicht sprechen und es einfach fassungslos zur Kenntnis nehmen."

Trainer Urs Schönenberger sprach trotzdem von „Arbeitsverweigerung", meinte, sie sollten heimlaufen und nicht heimfliegen. Am Sonntag wurde heimgeflogen, Schweizer sehen die Dinge schlussendlich doch nicht so eng. Obwohl der Marsch entlang der Westautobahn und durch den Arlbergtunnel zum Einstudieren der Abseitsfalle bestens geeignet gewesen wäre. Schönenberger: „Punkte gegen Rapid sind im Abstiegskampf nicht entscheidend." Frei interpretiert: eh wurscht.

Überangebot

Rapid ergötzt sich derweil an sich selbst. Trainer Peter Pacult bekrittelte „rein gar nichts", das wäre nach einem 8:1 auch zu keck gewesen. Im Angriff leidet er an einem Luxusproblem, da scorten Maierhofer und Hoffer je dreimal, der eingewechselte Jelavic zweimal. Maierhofer: „Wir bereiten dem Trainer schlaflose Nächte." Pacult hat das nicht offiziell bestätigt.
Maierhofer hat sich damit abgefunden, im Schatten des Salzburgers Marc Janko zu kicken. Wer in 20 Partien schon 18-mal getroffen hat, kann locker den Gönnerhaften auspacken. „Marc hat es verdient, er war oft verletzt." Maierhofer verblüfft seine Kritiker, die ihm jegliches Genie absprechen, der 2,02 Meter hohe Stürmer wird in Hütteldorf fast noch zum Zauberer. Er lupft sogar die Bälle ins Tor. Mit dem ungefähr um drei Köpfe kleineren Hoffer harmoniert er prächtig, das beruht auf Gegenseitigkeit. Hoffer wurde von Pacult aufgrund von Formlosigkeit, Sinnkrise oder Überanstrengung zwischenzeitlich aus der Stammelf gestellt, vor einer Woche gab er gegen Sturm den Joker, stellte von 0:2 auf 2:2. Hoffer hält bei 13 Saisontreffern. „Ich war in einem Tief, ging zuletzt fischen, jetzt habe ich mich beruhigt und zu mir gefunden."

Rapid plant in den verbleibenden zwei Runde bis Weihnachten sechs Punkte ein. Am 7. Dezember steigt im Horr-Stadion das Derby gegen die Austria, eine Wiedergutmachung für die 0:2-Niederlage ist das Ziel. Eine Woche später kommt der armselige LASK. Hofmann wird bis dahin brav aufessen. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, Montag, 1. Dezember 2008)