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Bei Leiharbeitern setzte es gleich einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um mehr als 18 Prozent.

Fotos: APA, dpa; Montage: derStandard.at

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Die erwartete Wende am Arbeitsmarkt ist offiziell: Laut AMS waren Ende November um 2000 Menschen mehr auf Jobsuche als vor einem Jahr. Erstmals seit 32 Monaten steigen die Arbeitslosenzahlen damit in Österreich wieder. Insgesamt 225.590 Personen sind registriert. Besonders hart trifft die Wirtschaftskrise die Jungen und die Leiharbeiter: Deren Arbeitslosigkeit stieg um sieben bzw. 19 Prozent.

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Wien - Die Entwicklung hat sich seit dem Sommer abgezeichnet, nun ist der negative Turnaround auf dem Arbeitsmarkt Realität: Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist im November erstmals seit 32 Monaten, seit dem Februar des Jahres 2006, wieder angestiegen. Beim Arbeitsmarktservice (AMS) waren per Monatsende 225.590 Jobsuchende gemeldet. Das waren um 1980 Personen oder um 0,9 Prozent mehr als im November vor einem Jahr. Gegenüber Oktober stieg die Arbeitslosigkeit - nicht nur konjunktur-, sondern auch saisonbedingt - um 22.815 Betroffene, das sind um 11,3 Prozent an.

Inklusive der 55.010 in Schulung befindlichen Personen (plus 2,3 Prozent) waren Ende November 280.500 Personen ohne Job. Gleichzeitig ist die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen um 18 Prozent auf 27.273 Jobs gesunken. Die Beschäftigung ist hingegen noch (nach vorläufigen Zahlen) um 1,2 Prozent auf rund 3,42 Millionen Personen gestiegen.
Die Arbeitslosenquote nach AMS-Rechnung (Arbeitssuchende zu Beschäftigtenpotenzial) betrug 6,2 Prozent. Die EU-Quote vom Oktober lag bei drei Prozent (Anteil aller Personen, die zuletzt in keinem Beschäftigungsverhältnis waren).

Besonders von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen waren Jugendliche, ältere Arbeitskräfte, Beschäftigte in der Metall- und Elektrobranche sowie Leiharbeiter: Die Arbeitslosigkeit der unter 25-jährigen kletterte um 6,9 Prozent auf 38.518 Personen. Bei den über 45-jährigen stieg die Zahl der Jobsuchenden um 3,4 Prozent.

Die Zahl der arbeitslosen Leiharbeiter stiegt um knapp 19 Prozent, und damit deutlicher als die Arbeitslosigkeit in der Industrie (plus 10,3 Prozent). Leiharbeiter werden - wie Beispiele der vergangenen Wochen zeigten - üblicherweise als Erste freigesetzt, wenn Industriebetriebe mangels Aufträgen ihren Belegschaftsstand reduzieren.

"Gute Ausgangsposition"

Der Anstieg im November sei erwartet gewesen, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Montag. Österreich habe dabei im internationalen Vergleich eine "sehr gute Ausgangsposition" . Noch Mitte des Monats war man im Wirtschaftsministerium von 4000 mehr Arbeitslose im November ausgegangen. Kopf hält an der im Vergleich zu den Wirtschaftsforschern optimistischeren Prognose von jeweils plus 20.000 Arbeitslosen mehr für 2009 und 2010 fest (in Worst-Case-Szenarien rechnet das Wifo mit plus 100.000 bis 2011).

Das AMS sei budgetär gut ausgestattet. So werden für Arbeitsmarktförderung 2009 fast eine Milliarde Euro, um 120 Mio. Euro mehr als 2008 zur Verfügung stehen. Für 2010 sind zusätzlich 150 Mio. Euro vorgesehen. Die Mittel kommen zu einem Teil aus Überschüssen in der Arbeitslosenversicherung nach den guten Jahren 2006 bis 2008, zu einem Teil sind es Ausgleichszahlungen aus dem Budget für Beitragskürzungen der Niedrigverdiener, ein Teil sind Dotierungen aus den eben geschnürten Konjunkturpaketen der neuen Regierung. Den Anstieg von Kurzarbeit wertet Kopf als "ein gutes Zeichen" . Die Betriebe gingen von vorübergehenden Schwierigkeiten aus. Im Vergleich dazu sei beim Einbruch 2001 rascher gekündigt worden.

Wechselspiele

Noch-Arbeitsminister Martin Bartenstein (ÖVP) übergibt das Wirtschaftsministerium heute, Dienstag, an Reinhold Mitterlehner, die Arbeitsmarkt-agenden wechseln ins Sozialministerium zu Rudolf Hundstorfer. Noch-Sozialminister Erwin Buchinger wechselt als Konsulent zum AMS, wo sein Bruder Herbert - gemeinsam mit dem früheren Bartenstein-Mitarbeiter Johannes Kopf - der Chef (auf dem SP-Ticket) ist. (APA, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.12.2008)