Die tief in den Sog der Finanzkrise geratene BayernLB hat sich nach immer neuen Milliardenlöchern eine radikale Schrumpfkur verordnet. Dabei sollen auch 5.600 Jobs abgebaut werden. - Entstanden ist die BayernLB im Jahr 1972 aus dem Zusammenschluss der Landesbodenkreditanstalt und der Bayerischen Gemeindebank. Eigentümer sind noch je zur Hälfte der Freistaat Bayern und der bayerische Sparkassenverband.

Eine Chronik der Ereignisse

29. August 2007: Die BayernLB informiert die Landesregierung über rasch wachsende Risiken. Nach einem Zeitungsbericht geht es um 420 Mio. Euro.

22. Jänner 2008: Die BayernLB nennt in einer Meldung an die Bundesbank eine Belastung von 1,9 Mrd. Euro für 2007.

12. Februar 2008: Bayerns Finanzminister Erwin Huber erklärt im Landtag, der Bank drohten weit höhere Verluste als die bisher genannten 100 Mio. Euro.

13. Februar 2008: Die BayernLB meldet überraschend Abschreibungen und Wertberichtigungen von 1,9 Mrd. Euro für 2007. Der operative Gewinn liegt bei 1 Milliarde Euro. Kapitalspritzen seien nicht nötig, sagt die Bank.

19. Februar 2008: BayernLB-Vorstandschef Werner Schmidt muss gehen. Das Verhältnis zur Staatsregierung sei nach der überraschenden Mitteilung über hohe Abschreibungen zerrüttet, sagt der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein. Nachfolger wird Finanzchef Michael Kemmer.

3. April 2008: Der Probleme sind doch größer: Die BayernLB beziffert die Belastung durch die Finanzmarktkrise bei Vorlage der Bilanz jetzt auf 2,3 Mrd. Euro in 2007. Der Gewinn fällt von 989 Mio. Euro in 2006 auf nur noch 175 Mio. Euro. Die Bank will riskante Wertpapiere in eine Zweckgesellschaft auslagern und erhofft dafür Bürgschaften von 4,8 Mrd. Euro von Staat und Sparkassen, die jeweils 50 Prozent der Bank besitzen.

9. April 2008: Der Landtag billigt eine Bürgschaft von 2,4 Mrd. Euro für die Landesbank. Die Sparkassen hatten zuvor ebenfalls 2,4 Mrd. Euro zugesagt. Insgesamt umfasst der Risikoschirm also 4,8 Mrd. Euro. Er kommt aber nicht zum Tragen; die Entwicklung überrennt die Planung.

7. Mai 2008: Die BayernLB meldet für das erste Quartal 2008 Abschreibungen von 1,1 Mrd. Euro und weist einen Quartalsverlust von 770 Mio. Euro aus.

13. August 2008: Die BayernLB meldet einen Vorsteuerverlust von 630 Mio. Euro im ersten Halbjahr. Das mögliche Gesamtrisiko aus der Finanzmarktkrise beziffert sie auf 4,9 Mrd. Euro.

19. September 2008: Die BayernLB befürchtet einen Ausfall von 300 Mio. Euro durch die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers.

20. Oktober 2008: Die BayernLB bittet als erste Bank um Hilfe aus dem vom Bund bereitgestellten Rettungspaket. Huber nennt einen Betrag von bis zu 5 Mrd. Euro.

21. Oktober 2008: Die Bank meldet für das dritte Quartal einen Verlust von 1 Milliarde Euro. Bis Jahresende sollen es laut Bankchef Kemmer 3 Mrd. Euro werden. Die Bank braucht 6,4 Mrd. Euro frisches Kapital. 5,4 Mrd. Euro sollen vom Bund kommen, 1 Milliarde wollen der Freistaat Bayern und die bayerischen Sparkassen aufbringen.

27. November 2008: Der Kapitalbedarf der BayernLB erweist sich als noch höher: Das Institut braucht 10 Mrd. Euro.

28. November 2008: Bayern sagt der Landesbank eine Kapitalspritze von 10 Mrd. Euro zu und übernimmt dafür die Mehrheit an dem Institut. Der Gesellschafteranteil der Sparkassen sinkt von 50 auf unter 20 Prozent.

1. Dezember 2008: Die BayernLB muss sich einer Radikalkur unterziehen. Das Engagement im Ausland wird deutlich reduziert, 5.600 der insgesamt rund 19.200 Stellen sollen bis 2013 gestrichen werden. Die Österreich-Tochter Hypo Group Alpe Adria wird einer Restrukturierung unterzogen, allerdings betont die BayernLB den wichtigen Marktzugang nach Osteuropa über die Kärntner Hypo. (APA)