Paris - Die wenig zimperliche Festnahme eines Journalisten hat die französische Regierung in Erklärungsnot gebracht. Die französische Menschenrechtsliga LDH sprach am Montag von "unannehmbaren Praktiken", nachdem die Polizei den ehemaligen Publikationschef der Zeitung "Libération" wegen einer Verleumdungsklage vor den Augen seiner Kinder abgeführt hatte. Innenministerin Michèle Alliot-Marie sagte, die Beamten hätten sich an das normale Verfahren gehalten. Anders als behauptet seien ihm vor seinen Kindern keine Handschellen angelegt worden.

Ex-Publikationschef Vittorio de Filippis hatte am Wochenende hingegen gesagt, er sei "wie ein Verbrecher behandelt worden", und die Polizisten hätten ihn beschimpft. Seine Kinder hätten alleine zu Hause bleiben müssen, während er in Handschellen auf das Polizeikommissariat gebracht worden sei. Dort habe er sich zwei Mal entkleiden müssen, bevor er einem Richter vorgeführt worden sei. Gegen Filippis hatte ein Mann geklagt, der sich durch die Einträge eines Internet-Nutzers auf der Website von "Libération" im Zusammenhang mit einer Affäre um Zuhälterei diffamiert fühlte.

Filippis' Fall stößt nicht nur bei der Opposition auf Empörung. Kritik äußerte auch der Sprecher der konservativen Regierungspartei UMP, Frédéric Lefebvre. Die Methoden der Polizei erschienen "übertrieben", der Fall müsse untersucht werden. (APA)