Nairobi/Sanaa - Nach dem Scheitern von Lösegeldverhandlungen haben mehrere somalische Piraten am Montag einen vor knapp zwei Wochen gekaperten Frachter aus dem Jemen wieder verlassen. Acht der Piraten seien nach Gesprächen mit Stammesältesten von Bord gegangen, sagte Schiffseigner Attas Salim Aboud, der selbst somalischer Abstammung ist. Zwei der Seeräuber harrten noch auf dem Schiff aus. Er gehe aber davon aus, dass auch sie sich überzeugen ließen, von Bord zu gehen, damit die acht Besatzungsmitglieder ihre Fahrt fortsetzen könnten.
"Diese beiden Piraten gehören einem anderen Stamm an als die übrigen acht, und ihre Famlien und Stammesältesten versuchen, sie zum Aufgeben zu bewegen", sagte Attas, der nach dem Piratenüberfall das Zahlen von Lösegeld ausgeschlossen hatte. Somalische Sicherheitskräfte hatten gedroht, das Schiff zu stürmen, sollten die Gespräche über ein Ende der Besetzung durch die Seeräuber scheitern.
Verhandlungen
Auch im Fall des im September mit mehr als 30 Kampfpanzern an Bord gekaperten ukrainischen Frachters MS Faina zeichnet sich ein Ende der Verhandlungen ab. Einzelheiten der Freilassung der Besatzung müssten noch abgestimmt werden, sagte Außenamtssprecher Wassili Kirilitsch nach Angaben der Agentur RIA Nowosti am Montag. Die Regierung befasse sich dabei nicht mit dem Lösegeld, sondern konzentriere sich auf diplomatische Bemühungen. Ursprünglich hatten die Piraten für das Schiff 20 Millionen Dollar verlangt.
Derzeit halten somalische Piraten mehr als ein Dutzend Schiffe und mindestens 300 Seeleute in ihrer Gewalt. Der größte Coup der Seeräuber war der Überfall auf den saudischen Supertanker "Sirius Star" vor der kenianischen Küste. Das Schiff, das Anfang November gekapert wurde, ist mit Rohöl im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar beladen.
Der von Bürgerkrieg zerrissene Krisenstaat am Horn von Afrika hat seit 1991 keine funktionierende Regierung. Somalia hat zudem keine Küstenwache. Kriegsschiffe der USA, Frankreichs, Indiens und anderer Staaten sind vor der somalischen Küste im Einsatz, um die häufigen Schiffsüberfälle zu verhindern. (APA/dpa)