Neu-Delhi - Bis in die Morgenstunden dauert die Party in der Luxusvilla vor den Toren Delhis. Wein und Whisky fließen in Strömen, Häppchen werden serviert, fast die gesamte High-Society Delhis ist da. Unter den 800 Gästen soll angeblich auch Rahul Gandhi sein, Kronprinz von Indiens Gandhi-Dynastie und Hoffnungsträger der regierenden Kongresspartei. Bis um fünf Uhr früh am Sonntag habe der "Prinz" gefeiert, berichtete die Zeitung Mail Today am Montag fassungslos.

Tränen schlagen in Wut um. Die Terrorattacke in Mumbai offenbart immer mehr, wie entfremdet Indiens politische Kaste dem Volk ist. Während die Menschen noch die Toten beweinen und verletzte Terroropfer um ihr Leben kämpfen, kehren viele Politiker unberührt zum Alltag und zum Wahlkampf zurück - nur Stunden, nachdem der dreitägige Terroralbtraum beendet ist. "Wir verlieren den Glauben an unsere Führer" , sagt der Anwalt Ajay Bahl, der im umkämpften Hotel Oberoi um sein Leben bangte.

Nach Innenminister Shivraj Patil bot am Montag auch Vilasrao Deshmukh, der Regierungschef des Bundesstaates Maharaschtra, in dem Mumbai liegt, seinen Rücktritt an, wenn auch widerwillig. Deshmukh hatte während der Terrorattacke mit Inkompetenz geglänzt. Der Ärger über ihn schwoll an, als er am Sonntag seinen Sohn Ritiesh, einen Schauspieler, und den Bollywood-Filmemacher Ram Gopal Varma zu einer Sightseeing-tour durch das zerstörte Hotel Taj Mahal mitnahm. (möc/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2008)