Wien/Brüssel - Der Chef von Air France/KLM, Jean Cyril Spinetta, gibt sich in Sachen AUAnoch nicht geschlagen. Am 28. November schrieb er an ÖIAG-Chef Peter Michaelis, dass AirFrance/KLM "überzeugt davon ist" , dass der Beginn des Privatisierungsprozesses nicht mit der erforderlichen Transparenz erfolgt sei und dass sich die "finanziellen Verhältnisse (der AUA; Anm.) inzwischen "signifikant geändert haben, was allein schon zu einem neuerlichen Bieterverfahren führen hätte müssen, für das wir unsere Teilnahme wiederholt angekündigt haben".

Spinetta zeigt sich weiterhin "überzeugt, dass Air France/KLM der beste Investor für die AUA wäre", Michaelis werde wohl verstehen "dass Air France/KLM auf seinem Recht besteht, alle juristischen Mittel zu ergreifen - bei allen relevanten nationalen und europäischen Behörden" . Die AUA muss sich auf ein zumindest halbjähriges Vollprüfungsverfahren für die staatliche Hilfe in der Höhe von 500 Mio. Euro einstellen, bestätigte der scheidende Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Montag in Brüssel.

Der geplante Verkauf an die Lufthansa wird vermutlich vorbehaltlich der EU-Genehmigung abgeschlossen werden müssen, ähnlich wie bei der Staatsgarantie für die Bawag. Österreichs einzige Chance dürfte dabei sein, die staatliche Unterstützung als Restrukturierungshilfe zu definieren. Denn die andere Möglichkeit zu beweisen, dass sich auch ein privater Investor so wie die Republik verhalten hätte, werde wohl nicht gelingen, bestätigten mit der Materie vertraute Experten.

Ein privater Investor würde wohl kaum in ein Unternehmen, dass er abgibt, noch 500 Mio. hineinstecken. Die Alitalia wurde aus dem gleichen Grund vor wenigen Wochen von der EU-Kommission dazu verpflichtet, eine Staatshilfe in der Höhe von 300 Millionen zurückzuzahlen.

Neue Alitalia startet

Die neue Alitalia wird übrigens am 12. Dezember gegründet. Ab dann wird die italienische Investmentgesellschaft CAI die Kosten der Alitalia übernehmen. Der Kaufpreis betrug 1,052 Milliarden Euro. Nach einem Airline Partner (Lufthansa oder Air France/KLM) wird noch gesucht. Aus Spargründen wurden seit der Vorwoche rund 250 Alitalia-Flüge täglich gestrichen. Die neue Fluggesellschaft zählt 12.639 Mitarbeiter. 3250 Jobs werden gestrichen. Nach zwei Jahren nimmt die irische Fluglinie Ryanair nun einen neuen Anlauf zur Übernahme des irischen Konkurrenten Aer Lingus. Im Zuge der 750 Mio. Euro schweren Fusion soll Aer Lingus als eigene Fluggesellschaft erhalten bleiben, der Kurzstreckenverkehr aber massiv ausgebaut werden. (gra, mimo, cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.12.2008)