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Im Gespräch mit Birgit Baumann erklärt er auch, warum er von Angela Merkels Konjunkturpaket nur wenig hält.

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STANDARD: Warum gehen Ihnen die Pläne für eine Steuersenkung nach der Wahl 2009 nicht weit genug?

Fuchs: Wir müssen zumindest die vom Bundesverfassungsgericht geforderte steuerliche Absetzbarkeit der Krankenkassenbeiträge von 2010 auf 2009 vorziehen. Das kostet neun Milliarden Euro und ist nicht so dramatisch. Außerdem müssen wir die kalte Progression möglichst schnell in Angriff nehmen und den Tarifverlauf im Steuersystem ändern. Es geht nicht, dass ein Facharbeiter bei Daimler im dritten Jahr bereits den Spitzensteuersatz zahlt.

STANDARD: Was schlagen Sie vor, um das zu ändern?

Fuchs: Der Spitzensteuersatz soll nicht schon ab einem Jahreseinkommen von 52.000 Euro greifen, sondern erst ab 60.000 Euro oder 70.000 Euro an Einkommen.

STANDARD: Mit Ihrem Zögern verärgert die Union viele Mittelständler.

Fuchs: Man muss schon auch deutlich machen, dass wir diese Pläne mit den Sozialdemokraten nicht hinbekommen. Wir wollen das in der nächsten Regierung mit der FDP umsetzen.

STANDARD: Statt Steuern zu senken, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Konjunkturprogramm aufgelegt. Finden Sie dieses hilfreich?

Fuchs: Ich bin kein Freund dieses Konjunkturprogrammes. Nur weil man Autofahrern ein Jahr die Kfz-Steuer erlässt, kauft sich doch keiner einen Neuwagen. Das bringt überhaupt nichts.

STANDARD: Freigiebiger ist Merkel auch bei Opel. Dem gebeutelten Autobauer hat sie eine Staatsbürgschaft in Aussicht gestellt.

Fuchs: Auch davon halte ich nichts. Der Staat kann auf keinen Fall alle retten. Wenn es Überkapazitäten gibt, dann muss eben einer vom Markt verschwinden. Und wenn es General Motors ist, dann ist es eben General Motors.

STANDARD: Die Beschlüsse des Leipziger Parteitages 2003, in denen die CDU gravierende Reformen im Steuer- und Gesundheitswesen fordert, sind offenbar völlig passé.

Fuchs: Nein, die gelten nach wie vor. Sie sind nicht aufgehoben worden, und wir wollen sie mit der FDP umsetzen. Gerade jetzt, im Wahlkampf 2009, muss die CDU ihre wirtschaftliche Kompetenz voll ausspielen. Wir müssen den Leuten klarmachen, dass wir es sind, die sie aus der Krise führen können. Vom Marktradikalismus, den viele jetzt fürchten, sind wir weit entfernt. Wir wollen eine soziale Marktwirtschaft à la Ludwig Erhard. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2008)