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Der deutsche Unternehmer Adolf Merckle bringt mit Wertpapier-
geschäften seine Gruppe in Finanznöte.

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Die Aktienspekulationen von Adolf Merckle bringen seine Unternehmensgruppe in Not. Das Land verweigert eine Bürgschaft, die Banken fordern den Verkauf des zur Gruppe gehörenden Generika-Herstellers Ratiopharm.

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Der deutsche Unternehmer Adolf Merckle (HeidelbergCement, Ratiopharm) hat sich ordentlich verzockt und noch höhere Verluste bei Aktiengeschäften gemacht als bisher bekannt. Ein Blick in den Quartalsbericht der Beteiligungsgesellschaften der Merckle-Gruppe - genauer: der Kötitzer Ledertuch- und Wachstuch-Werke AG - zeigt Verluste von 216 Mio. Euro aus Optionen und dem Verkauf von Wertpapieren. Kötitzer Leder dient laut Handelsblatt seit Jahren als Drehscheibe für die Wertpapiergeschäfte von Merckle.

Ob der großen Verluste hat Merckle vergangenen November eine Bürgschaft vom Land Baden-Württemberg gefordert. Dem Vernehmen nach ging es um 150 Mio. Euro, die das Land aber verweigert. Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP), sagte am Montag: "Es gibt keine Bürgschaft des Landes für das Haus Merckle."

Kötitzer ist durch das Merckle-Unternehmen Spohn Cement auch an Deutschlands größtem Baustoffhersteller HeidelbergCement beteiligt. Dem Bericht zufolge besitzt Kötitzer 50 Prozent an Spohn Cement und darüber 53,6 Prozent an HeidelbergCement. Durch den starken Wertverlust der HeidelbergCement-Aktien schließt Kötitzer nicht mehr aus, dass sich dies negativ auf die Bilanz von Spohn Cement auswirken wird.

Merckle hatte bei Wetten mit VW-Aktien nach offiziellen Angaben einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verloren. Die Landesbank Baden-Württemberg hat bereits finanzielle Hilfe zugesagt. Heute, Dienstag, läuft ein Stillhalteabkommen der Gläubigerbanken mit VEM (eine zur Merckle-Gruppe gehörende Vermögensverwaltung) ab. Seit Wochen gibt es auch Spekulationen über einen Verkauf des Ulmer Generika-Herstellers Ratiopharm. Die Merckle-Gruppe erwirtschaftet mit etwa 100.000 Mitarbeitern jährlich einen Umsatz von 30 Mrd. Euro. (dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.12.2008)