Wien - Thomas Fahnemann, ab 1. Jänner 2009 Vorstandschef der RHI, tritt sein Amt in schwierigen Zeiten an. "Derzeit gibt es null Visibilität", erklärte der noch bis Jahresende amtierende RHI-Chef Andreas Meier im Gespräch mit dem Standard.

Meier, der danach zum privaten belgischen Weltmarktführer im Kalkbereich, Lhoist, wechselt, wird zwar noch das RHI-Budget für 2009 erstellen, rechnet aber damit, dass der Feuerfest-konzern erst im März 2009 Klarheit darüber bekommt, wie tief die Konjunkturdelle wirklich ist.

Derzeit habe die Stahlindustrie, Hauptabnehmer der RHI-Feuerfestprodukte, die Kapazitäten signifikant, teilweise bis um 50 Prozent, zurückgefahren. Hinzu komme die im Abschwung übliche Lagerbereinigung der Kunden im vierten Quartal. "Sie werden erst im Jänner/Februar nachbestellen müssen und erst dann wird man sehen, ob die Orders auf 60 Prozent der bisherigen Levels weiterlaufen", meinte Meier. RHI behelfe sich jetzt noch mit kurzfristigen Maßnahmen wie Aufnahmestopps und Blockstillständen über Weihnachten, erarbeite aber auch einen Krisenplan für das erste Quartal.

Während RHI in Österreich "maximal Produktionslinien temporär außer Betrieb nehmen" werde, seien die deutschen Werke Duisburg und Aken, die die Stahlindustrie beliefern, stärker von der Krise betroffen. Dort werde man weniger arbeiten. Meier glaubt zwar nicht, dass die Lage "auf dem dramatischen Niveau bleiben wird", rechnet aber damit, dass "2009 und auch 2010 schwierige Jahre sein werden".

RHI fange daher auch keine neuen Großprojekte mehr an, sondern führe nur bereits begonnene Investitionsvorhaben (wie die Rohstoffversorgungen in China und der Türkei) zu Ende. Für die Reparatur der Tunnelöfen in den Werken Radenthein und Veitsch sei nun aber ein gutes Zeitfenster, da die Aggregate dafür ein bis zwei Monate abzustellen sind.

Analysten erwarten 2009 deutliche Umsatz- und Ergebnisrückgänge bei RHI. So rechnet die Erste Bank 2009 mit einem Einbruch der operativen Marge auf sieben Prozent, nach erwarteten 11,8 Prozent 2008 und 11,1 Prozent 2007. Meier, der den RHI-Umsatz bis 2010 - auch mit mittelgroßen Akquisitionen - auf zwei Milliarden Euro pushen wollte, wird zwar selbst keine Revision der Ziele mehr vornehmen, rechnet aber damit, dass sie im Frühjahr 2009 erfolgen wird. Denn es werde kaum möglich sein, Geld für Akquisitionen zu bekommen, es gehe eher darum, den Fokus auf Liquidität zu legen.

Bei Lhoist will Meier allerdings einen Expansionskurs fahren und das nicht nur im Kernbereich Kalk. Es sei denkbar, dass Lhoist diversifiziere. Ob das auch ein Neueinstieg in den Bereich Feuerfest sein könnte, wollte er nicht kommentieren. (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.12.2008)