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Händler in den USA bleiben auf ihren Autos (im Bild ein Chevrolet Trailblazer) sitzen. Selbst Tiefpreisangebote und Spezialaktionen ändern kaum etwas daran.

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V.l.n.r.: General Motors-Chef Richard Wagoner, Chrysler-Chef Robert Nardelli and Ford-Chef Alan Mulally.

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Detroit - "Überbrückungskredit" nennen Ford, Chrysler und General Motors (GM), die Hilfen, die sie vom Staat verlangen. Branchenkenner sprechen im Zusammenhang mit den geforderten 25 Mrd. Dollar von einem "Rettungspaket", um den dramatischen Niedergang der US-Autoindustrie doch noch abzuwenden. Jetzt sind die "big three" aus Detroit offenbar auch zu einem Radikalumbau bereit.

Der erste Anlauf um Staatsgelder ist am 19. November gescheitert. Alles Flehen war vergebens - die Regierung Bush lehnte es ab, einen Teil des 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets für Banken an die Autokonzerne abzuzweigen.

Zu skeptisch waren viele Politiker, dass ein Hilfspaket eine dauerhafte Gesundung der Konzerne bringen wird. Denn die US-Autobauer stecken in einer tiefen Strukturkrise. Jahrelang setzte Detroit stur auf Spritfresser und Monstertrucks. Gegen Gesetze für umweltfreundlichere Fahrzeuge, die weniger Treibstoff verbrauchen, wehrte man sich. Jetzt kostet Benzin Unsummen, durch die internationale Finanzkrise brechen die Umsätze zusätzlich ein. Knapp 13 Mio. Fahrzeuge dürften heuer in den USA verkauft werden; 2007 waren es noch gut 16 Millionen.

Nur wenn die Bittsteller glaubhaft machen können, dass sie ihr langfristiges Überleben sichern werden, dürften am Donnerstag der Bankenausschuss des US-Senats und am Freitag der Finanzausschuss dem Antrag stattgeben. In Umrissen ist absehbar, welche Sanierungsaktionen die big three der Regierung vorlegen werden. Nach einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) ist folgendes geplant:

Ford dürfte vorschlagen, die eigene Produktion von Spritfressern auf kleinere Autos mit geringem Verbrauch umzustellen. Das Gehalt von Konzernchef Alan Mulally dürfte drastisch beschnitten werden - der Top-Manager hat seit 2006 gut 50 Mio. Dollar verdient. Zudem könnte der Konzern Volvo verkaufen.

GM will die Produktion in Nordamerika weiter einstampfen. Zudem erwägt der Konzern den Verkauf seiner Marken Saab, Pontiac und Saturn plus Gehaltskürzungen in der Vorstandsetage.

Drastische Einschnitte plant Chrysler-Eigentümer Cerberus: Laut WSJ könnte Chrysler an GM verkauft werden, ehe man vom US-Kongress erneut Hilfen erbittet.

Talfahrt auch in Deutschland

Bei einem Verkauf der Ford-Tochter Volvo hat Schwedens Regierung ihre Unterstützung angeboten, will aber nicht neuer Eigentümer werden. "Wir müssen sehen, wie die Regierung helfen kann, ohne das Geld des Steuerzahlers zu gefährden", sagte Industrieministerin Maud Olofsson der Zeitung Dagens Nyheter. Als mögliche Käufer wurden Renault oder BMW genannt.

Die Talfahrt der Autobranche in Deutschland geht unterdessen ungebremst weiter. "Der Markt 2008 wird das schlechteste Zulassungsergebnis nach der Wiedervereinigung erzielen", prognostiziert der Präsident des Importeursverbands VDIK, Volker Lange. Im November brach der Autoabsatz nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts um 17,7 Prozent auf knapp 233.800 Neuzulassungen ein. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2008)